Ergotherapie Praktikum– Dein Leitfaden als Auszubildender
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Key Takeaways
- Das Praktikum ist die unverzichtbare Brücke zwischen Theorie und Praxisalltag in der Ausbildung.
- Es ermöglicht den direkten Theorie-Praxis-Transfer, gibt authentische Einblicke und hilft bei der beruflichen Orientierung.
- Im Praktikum werden neben Fachwissen wichtige Soft Skills wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Teamarbeit entwickelt.
- Eine sorgfältige Suche des Praktikumsplatzes und eine gute Vorbereitung (fachlich, organisatorisch, mental) sind entscheidend.
- Proaktivität, Neugier, das aktive Einholen von Feedback und kontinuierliche Reflexion maximieren den Lernerfolg im Praktikum.
Inhaltsverzeichnis
- Warum ein Praktikum in der Ergotherapie so wichtig ist
- Den richtigen Praktikumsplatz Ergotherapie finden
- Vorbereitung auf das Ergotherapie Praktikum
- Der Praxisalltag im Ergotherapie-Praktikum
- Das Ergotherapie Praktikum optimal nutzen
- Fazit: Dein Ergotherapie Praktikum als Sprungbrett

Einleitung: Dein Start ins Ergotherapie Praktikum
Die Ausbildung zur Ergotherapeutin oder zum Ergotherapeuten steckt voller wichtiger theoretischer Inhalte. Doch erst die praktische Anwendung dieses Wissens macht dich fit für den Berufsalltag. Das Praktikum ist die unverzichtbare Brücke zwischen dem Lernstoff in der Schule und der realen Arbeitswelt. Es ist deine Chance, tief in den Praxisalltag einzutauchen und zu erleben, was es wirklich bedeutet, Menschen durch Ergotherapie zu unterstützen. Praktika sind essenziell, um theoretisches Wissen anzuwenden und einen echten Einblick in den Arbeitsalltag eines Ergotherapeuten zu bekommen. Sie ermöglichen dir, das Gelernte unter realen Bedingungen zu erproben und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die weit über das hinausgehen, was Lehrbücher vermitteln können.
Dieser Artikel ist dein umfassender Leitfaden für das bevorstehende Praktikum. Wir richten uns direkt an dich als Schüler oder Auszubildenden der Ergotherapie. Egal, ob du gerade erst mit der Suche nach dem passenden Praktikumsplatz beginnst, dich auf die ersten Tage vorbereitest oder das Beste aus deiner Zeit im Praxisalltag herausholen möchtest – hier findest du alle wichtigen Informationen und Tipps. Wir begleiten dich von der Suche nach der richtigen Einrichtung über die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung bis hin zur aktiven Gestaltung deiner Praktikumszeit und der Reflexion deiner Erfahrungen. Mach dich bereit, dein Wissen anzuwenden und deine Fähigkeiten zu erweitern!
Warum ein Praktikum in der Ergotherapie so wichtig ist
Das Praktikum ist weit mehr als nur eine Pflichtveranstaltung während deiner Ausbildung in der Ergotherapie. Es ist ein fundamentaler Baustein für deine berufliche Entwicklung und bietet dir zahlreiche Vorteile, die über den reinen Wissenserwerb hinausgehen. Es bildet das Herzstück der praktischen Ausbildung und legt den Grundstein für deine spätere Tätigkeit.
Die Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen
In der Berufsfachschule lernst du die theoretischen Grundlagen, Konzepte und Methoden der Ergotherapie. Das Praktikum ermöglicht dir den direkten Transfer dieses Wissens in die Praxis. Du siehst und erlebst, wie Behandlungspläne erstellt, Therapiemethoden angewendet und Ziele mit Patient:innen erreicht werden. Dieser Theorie-Praxis-Transfer ist entscheidend für die Entwicklung deiner beruflichen Handlungskompetenz – also der Fähigkeit, in realen beruflichen Situationen fachgerecht und reflektiert zu handeln. Du lernst, theoretische Modelle auf individuelle Patientenfälle anzuwenden und die Wirksamkeit verschiedener Ansätze zu beurteilen.

Authentische Einblicke in den Praxisalltag erhalten
Der Praxisalltag in der Ergotherapie ist vielfältig und oft dynamischer, als es die Theorie vermuten lässt. Im Praktikum bekommst du einen unverfälschten Blick auf die täglichen Aufgaben: die Vor- und Nachbereitung von Therapiesitzungen, die Dokumentation, die Zusammenarbeit im Team, die Kommunikation mit Patient:innen und Angehörigen sowie die administrativen Tätigkeiten. Du erlebst die Herausforderungen, wie Zeitdruck oder den Umgang mit komplexen Krankheitsbildern, aber auch die erfüllenden Momente und Erfolge, wenn Patient:innen Fortschritte machen. Dieser realistische Einblick ist Gold wert für deine Vorstellung vom Berufsleben.
Berufliche Orientierung finden und vertiefen
Die Ergotherapie ist ein breites Feld mit vielen Spezialisierungsmöglichkeiten. Während deiner Ausbildung und insbesondere im Praktikum hast du die Chance, verschiedene Fachbereiche wie Pädiatrie, Neurologie, Psychiatrie, Geriatrie oder Orthopädie kennenzulernen. Als Schüler oder Auszubildender kannst du so herausfinden, welche Bereiche dich besonders interessieren und wo deine Stärken liegen. Das Praktikum hilft dir, deine eigenen beruflichen Interessen zu entdecken, Präferenzen zu entwickeln und vielleicht schon erste Weichen für deine spätere berufliche Laufbahn zu stellen. Es unterstützt dich dabei, eine fundierte Entscheidung über deine zukünftige Spezialisierung zu treffen. Spezialisierung
Wichtige Soft Skills entwickeln und stärken
Neben fachlichem Wissen sind soziale Kompetenzen in der Ergotherapie unerlässlich. Im direkten Kontakt mit Patient:innen, Angehörigen und Kolleg:innen während des Praktikums trainierst und stärkst du wichtige Soft Skills. Dazu gehören:
- Empathie: Die Fähigkeit, sich in die Situation und Gefühlswelt der Patient:innen hineinzuversetzen.
- Kommunikationsfähigkeit: Klar und verständlich zu kommunizieren, aktiv zuzuhören und auch nonverbale Signale wahrzunehmen.
- Teamarbeit: Sich konstruktiv ins Team einzubringen, Absprachen zu treffen und interdisziplinär zusammenzuarbeiten.
- Geduld und Frustrationstoleranz: Im Umgang mit langwierigen Therapieprozessen oder schwierigen Situationen.
- Selbstreflexion: Das eigene Handeln zu beobachten und kritisch zu hinterfragen.
Diese Kompetenzen werden im geschützten Rahmen des Praktikums unter Anleitung gefördert.
Die eigene Berufswahl bestätigen
Manchmal entstehen während der theoretischen Ausbildung Zweifel, ob der gewählte Beruf wirklich der richtige ist. Das Praktikum bietet die ideale Gelegenheit, diese Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen. Die unmittelbare Erfahrung im Praxisalltag, die Arbeit mit Patient:innen und das Erleben der therapeutischen Erfolge können die Berufswahl eindrucksvoll bestätigen und die Motivation für die weitere Ausbildung stärken. Es festigt das Verständnis dafür, warum die Ergotherapie ein so wichtiger und erfüllender Beruf ist.
Ein unverzichtbarer, qualitätsgesicherter Teil der Ausbildung
Praktika sind keine freiwillige Ergänzung, sondern ein fester und gesetzlich verankerter Bestandteil der Ergotherapie–Ausbildung. Sie dienen der Qualitätssicherung und stellen sicher, dass du am Ende deiner Ausbildung über die notwendige Praxisreife verfügst. Die Praktika sind strukturiert, werden von den Schulen begleitet und von erfahrenen Fachkräften in den Einrichtungen angeleitet. Sie gewährleisten, dass du die in den Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen festgelegten Kompetenzen erwirbst und bereit für den Berufseinstieg bist. Das Praktikum sichert somit die hohe Qualität der Ausbildung in Deutschland.
Den richtigen Praktikumsplatz Ergotherapie finden
Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz ist ein wichtiger erster Schritt in deiner praktischen Ausbildung in der Ergotherapie. Eine sorgfältige Auswahl legt den Grundstein für eine lehrreiche und positive Erfahrung. Als Schüler oder Auszubildender hast du verschiedene Möglichkeiten, eine passende Stelle zu finden.
Vielfältige Suchwege nutzen
Es gibt mehrere Wege, um an einen Praktikumsplatz in der Ergotherapie zu gelangen:
- Über die Berufsfachschule: Viele Schulen haben Kooperationen mit Praxen, Kliniken und anderen Einrichtungen und können dir direkt Plätze vermitteln oder Listen mit potenziellen Praktikumsstellen zur Verfügung stellen. Nutze die Unterstützung deiner Lehrer:innen und der Praktikumsbetreuung deiner Schule.
- Online-Jobbörsen und Praktikumsportale: Spezialisierte Jobbörsen für Gesundheitsberufe oder allgemeine Praktikumsportale listen oft auch Angebote für Ergotherapie-Praktika. Suche gezielt nach „Praktikum Ergotherapie“ in deiner Region.
- Webseiten von Kliniken und Einrichtungen: Größere Krankenhäuser, Reha-Zentren oder soziale Einrichtungen haben oft eigene Karrierebereiche auf ihren Webseiten, wo auch Praktikumsplätze ausgeschrieben werden.
- Direkte Anfragen (Initiativbewerbungen): Scheue dich nicht, Praxen oder Einrichtungen, die dich besonders interessieren, direkt anzusprechen oder eine Initiativbewerbung zu senden. Viele Praxen freuen sich über engagierte Schüler und nehmen Praktikant:innen auf, auch wenn keine Stelle explizit ausgeschrieben ist. Erkläre deine Motivation und warum du dein Praktikum gerade dort absolvieren möchtest.
- Netzwerk nutzen: Sprich mit erfahrenen Ergotherapeut:innen, älteren Auszubildenden oder nutze Kontakte aus früheren Praktika oder ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Wichtige Auswahlkriterien für den Praktikumsplatz
Nicht jeder Praktikumsplatz ist gleich gut geeignet. Achte bei deiner Auswahl auf folgende Kriterien, um sicherzustellen, dass das Praktikum deinen Lernzielen in der Ergotherapie–Ausbildung entspricht:
- Qualität der Betreuung und Anleitung: Gibt es eine feste Ansprechperson (Praxisanleiter:in)? Ist genügend Zeit für Anleitung, Fragen und Feedback eingeplant? Eine gute Betreuung ist entscheidend für deinen Lernerfolg. Erkundige dich im Vorfeld (z.B. im Bewerbungsgespräch), wie die Einarbeitung und Betreuung strukturiert sind.
- Fachlicher Schwerpunkt der Einrichtung: Passt der Schwerpunkt der Praxis oder Klinik (z.B. Pädiatrie, Neurologie, Handtherapie) zu deinen persönlichen Interessen oder den Vorgaben deiner Ausbildung? Wähle, wenn möglich, einen Praktikumsplatz, der dir Einblicke in ein für dich spannendes Feld der Ergotherapie ermöglicht.
- Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme: Wirst du nur hospitieren oder gibt es auch die Möglichkeit, unter Anleitung aktiv mitzuarbeiten (z.B. bei der Vorbereitung von Therapiematerial, der Dokumentation oder bei klar definierten Teilaufgaben)? Ein gutes Praktikum ermöglicht dir, schrittweise mehr Verantwortung zu übernehmen.
- Teamklima und Arbeitsatmosphäre: Versuche, im Vorfeld einen Eindruck von der Atmosphäre in der Einrichtung zu bekommen. Ein offenes und unterstützendes Team erleichtert das Lernen und die Integration.
Überzeugende Bewerbungstipps für Schüler und Auszubildende
Deine Bewerbung ist deine Visitenkarte. Auch als Schüler oder Auszubildender ohne umfangreiche Berufserfahrung kannst du überzeugen:
- Anschreiben:
- Motivation: Erkläre klar und authentisch, warum du dich für die Ergotherapie entschieden hast und was dich an diesem speziellen Praktikumsplatz reizt. Zeige, dass du dich mit der Einrichtung beschäftigt hast.
- Bezug zur Ausbildung: Stelle kurz dar, in welchem Ausbildungsjahr du bist und welche theoretischen Kenntnisse du bereits mitbringst.
- Lernziele: Wenn du schon konkrete Vorstellungen hast, was du im Praktikum lernen möchtest, erwähne dies kurz.
- Form: Achte auf eine klare Struktur, korrekte Rechtschreibung und Grammatik sowie eine professionelle äußere Form.
- Lebenslauf:
- Struktur: Gestalte ihn übersichtlich und antichronologisch (aktuellste Station zuerst).
- Inhalt: Neben persönlichen Daten und deinem schulischen Werdegang (inkl. Ausbildung zur/zum Ergotherapeut:in) führe auch relevante praktische Erfahrungen auf. Dazu zählen:
- Andere Praktika (auch außerhalb der Ergotherapie)
- Nebenjobs (insbesondere im sozialen oder medizinischen Bereich)
- Ehrenamtliches Engagement (z.B. im Sportverein, bei sozialen Projekten)
- Besondere Kenntnisse (z.B. Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse)
- Fokus: Hebe Aspekte hervor, die deine Eignung für die Ergotherapie unterstreichen (z.B. soziale Kompetenzen, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit).
Eine sorgfältige Bewerbung zeigt dein Engagement und erhöht deine Chancen auf deinen Wunsch-Praktikumsplatz.
Vorbereitung auf das Praktikum
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Praktikum. Sie hilft dir, dich sicherer zu fühlen, schneller in den Praxisalltag hineinzufinden und deine Lernzeit optimal zu nutzen. Nimm dir bewusst Zeit, um dich sowohl fachlich als auch organisatorisch und mental auf die kommenden Wochen einzustellen.
Fachliche Grundlagen auffrischen
Auch wenn du im Praktikum viel Neues lernen wirst, ist es hilfreich, dein bisheriges Wissen aus der Ausbildung parat zu haben. Wiederhole wichtige Grundlagen, die für deinen spezifischen Einsatzbereich relevant sein könnten:
- Zentrale Konzepte der Ergotherapie: Was sind die Grundprinzipien und Modelle (z.B. CMOP-E, MOHO)? Wie lautet der ergotherapeutische Prozess?
- Anatomische und physiologische Kenntnisse: Je nach Fachbereich (z.B. Orthopädie, Neurologie) sind spezifische Kenntnisse über den Bewegungsapparat oder das Nervensystem wichtig.
- Krankheitsbilder: Frische dein Wissen über häufige Diagnosen auf, die in der Einrichtung behandelt werden (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, ADHS, Demenz).
- Therapeutische Verfahren und Materialien: Erinnere dich an grundlegende Techniken oder den Einsatz bestimmter Hilfsmittel, die du bereits in der Ausbildung kennengelernt hast.
Wichtige Regeln kennen und verstehen – Die Schweigepflicht
Ein absolutes Muss in jedem Gesundheitsberuf ist die Einhaltung der Schweigepflicht. Mache dir deren Bedeutung bewusst: Schweigepflicht bedeutet, dass keine Informationen über Patienten an Dritte weitergegeben werden dürfen. Dies gilt auch gegenüber Freunden und Familie und beinhaltet das anonymisierte Besprechen von Fällen nur im professionellen Kontext. Das schließt alle Informationen ein, die du im Rahmen deines Praktikums Ergotherapie über Patient:innen erfährst – seien es Diagnosen, persönliche Umstände oder Gesprächsinhalte. Verstöße gegen die Schweigepflicht können ernste rechtliche Konsequenzen haben und schaden dem Vertrauensverhältnis fundamental. Sei dir dieser Verantwortung stets bewusst.
Realistische Erwartungen an deine Rolle als Praktikant:in
Es ist wichtig zu verstehen, welche Aufgaben dich im Praktikum typischerweise erwarten und welche nicht. Als Praktikant:in bist du in erster Linie zum Lernen da. Deine Hauptaufgaben werden sein:
- Hospitation: Das aufmerksame Beobachten von Therapiesitzungen, um Abläufe, Methoden und den Umgang mit Patient:innen zu verstehen.
- Unterstützung der Therapeuten: Mithilfe bei der Vor- und Nachbereitung von Therapien (z.B. Material bereitstellen, Raum aufräumen).
- Assistenz bei der Dokumentation: Unter Anleitung Einblicke in die Patientenaktenführung und das Verfassen von Therapieberichten erhalten.
- Einfache Teilaufgaben unter Aufsicht: Eventuell darfst du nach gründlicher Einarbeitung und unter direkter Aufsicht kleine, klar definierte Aufgaben übernehmen.
Wichtig: Du wirst in der Regel keine eigenverantwortliche Patientenbehandlung durchführen. Das Praktikum dient dem Lernen durch Beobachtung und angeleitete Mitarbeit, nicht der selbstständigen therapeutischen Tätigkeit. Sei nicht enttäuscht, wenn du nicht sofort „alles machen“ darfst – Sicherheit und schrittweises Lernen stehen im Vordergrund.
Organisatorische Aspekte klären
Damit der Start reibungslos verläuft, kümmere dich im Vorfeld um einige organisatorische Punkte:
- Kleiderordnung: Frage nach, ob es spezielle Vorgaben zur Arbeitskleidung gibt (z.B. Kasack, weiße Hose, feste Schuhe) oder ob du deine eigene, saubere und bequeme Kleidung tragen kannst. Achte auf ein gepflegtes Erscheinungsbild.
- Anfahrtsweg: Plane deine Route zur Praktikumsstelle und teste sie gegebenenfalls vorher, um pünktlich am ersten Tag zu erscheinen. Berücksichtige mögliche Verkehrsbehinderungen oder Fahrplanänderungen.
- Ansprechpartner: Notiere dir den Namen und die Kontaktdaten deiner direkten Ansprechperson für den ersten Tag und eventuelle Fragen vorab.
- Arbeitszeiten und Pausen: Kläre die genauen Arbeits- und Pausenzeiten.
- Benötigte Unterlagen: Frage nach, ob du bestimmte Dokumente mitbringen musst (z.B. Praktikumsvertrag, Impfnachweis, Gesundheitszeugnis).
Persönliche Lernziele für das Praktikum formulieren
Überlege dir schon vor Beginn des Praktikums Ergotherapie, was du konkret lernen und erreichen möchtest. Das Setzen eigener Lernziele hilft dir, fokussiert zu bleiben und deine Zeit aktiv zu gestalten. Mögliche Ziele könnten sein:
- Eine bestimmte Therapiemethode (z.B. Spiegeltherapie, sensorische Integration) besser verstehen und ihre Anwendung beobachten.
- Die Grundlagen der Befunderhebung in einem spezifischen Fachbereich nachvollziehen können.
- Sicherer im Umgang und in der Kommunikation mit Patient:innen einer bestimmten Altersgruppe oder mit bestimmten Krankheitsbildern werden.
- Den Prozess der Therapieplanung von der Zielsetzung bis zur Evaluation mitverfolgen.
- Mindestens drei verschiedene Hilfsmittel kennenlernen und deren Einsatz verstehen.
Schreibe deine Ziele auf und besprich sie zu Beginn des Praktikums mit deiner anleitenden Person.
Der Praxisalltag im Ergotherapie-Praktikum
Dein Praktikum ist gestartet – jetzt tauchst du ein in den echten Praxisalltag. Jeder Tag kann anders sein und neue Lernerfahrungen bringen. Es ist eine Zeit des Beobachtens, Mithelfens und Verstehens, wie die Ergotherapie am konkreten Praktikumsplatz gelebt wird.
Typische Tätigkeiten im Praktikum
Deine Aufgaben als Praktikant:in sind vielfältig und dienen primär deinem Lernprozess. Typischerweise gehören dazu:
- Hospitation bei Therapiesitzungen: Du schaust erfahrenen Therapeut:innen bei der Arbeit über die Schulter. Nutze dies, um verschiedene Behandlungsmethoden, den Umgang mit unterschiedlichen Patient:innen und die therapeutische Beziehungsgestaltung zu beobachten. Mache dir Notizen und bereite Fragen für spätere Gespräche vor.
- Vorbereitung und Aufräumen von Therapiematerialien: Du hilfst dabei, die benötigten Materialien für die Sitzungen bereitzustellen und anschließend wieder ordnungsgemäß wegzuräumen. Das gibt dir Einblick in die Vielfalt der eingesetzten Mittel und deren Zweck.
- Assistenz bei der Dokumentation: Unter Anleitung lernst du, wie Therapieverläufe dokumentiert, Berichte verfasst oder Therapiepläne erstellt werden. Du bekommst Einblick in die verwendeten Dokumentationssysteme und die Wichtigkeit einer sorgfältigen Aktenführung.
- Übernahme einfacher, klar definierter Aufgaben: Nach entsprechender Einarbeitung und immer unter direkter Aufsicht darfst du vielleicht kleine, ungefährliche Aufgaben übernehmen, z.B. bei bestimmten Übungen assistieren oder Patient:innen zu Terminen begleiten.
Einblick in den typischen Tagesablauf
Der Praxisalltag in einer Ergotherapie-Einrichtung ist oft strukturiert, aber auch dynamisch. Ein typischer Tag könnte so aussehen:
- Morgenbesprechung: Kurze Teambesprechung zur Planung des Tages, Besprechung von Patientenfällen oder organisatorischen Dingen.
- Vorbereitungszeit: Vorbereitung der ersten Therapiesitzungen, Materialcheck, Durchsicht von Patientenakten.
- Patiententermine: Durchführung der geplanten Therapiesitzungen (als Praktikant:in oft in beobachtender oder assistierender Rolle).
- Dokumentationszeiten: Zwischen den Terminen oder am Ende des Tages werden die durchgeführten Therapien dokumentiert.
- Pausen: Wichtige Zeiten zur Erholung und zum informellen Austausch im Team.
- Nachbereitung/Planung: Aufräumen, Planung für den nächsten Tag, eventuell Teilnahme an Fallbesprechungen oder internen Fortbildungen.
Dieser Ablauf kann je nach Einrichtung (Praxis, Klinik, Reha-Zentrum) und Fachbereich variieren. Du wirst die Vielfalt und die manchmal auch unvorhersehbaren Elemente im Praxisalltag der Ergotherapie kennenlernen.
Professioneller Umgang im Team und mit Patient:innen
Der respektvolle, empathische und professionelle Umgang ist das A und O in der Ergotherapie. Im Praktikum lernst du, wie wichtig dies ist:
- Gegenüber Patient:innen und Angehörigen: Sei stets freundlich, höflich und zugewandt. Höre aktiv zu und zeige Verständnis für ihre Situation, Sorgen und Bedürfnisse. Achte auf eine klare und verständliche Sprache. Respektiere ihre Privatsphäre und ihre Entscheidungen. Wahrung der Schweigepflicht ist oberstes Gebot.
- Im Therapieteam: Sei kollegial, hilfsbereit und zuverlässig. Bringe dich konstruktiv ein, aber kenne auch deine Rolle als Lernende:r. Kommuniziere offen und frage nach, wenn etwas unklar ist. Lerne von den Erfahrungen deiner Kolleg:innen und respektiere die Teamhierarchie und Zuständigkeiten.
Vielfältige Lernmöglichkeiten im Praxisalltag nutzen
Neben den offensichtlichen Lerninhalten bietet der Praxisalltag viele „versteckte“ Lernchancen. Achte auf Aspekte wie:
- Therapieplanung und Zielformulierung: Wie werden individuelle Therapieziele (z.B. nach SMART-Kriterien) formuliert? Wie wird der Therapieplan darauf aufgebaut und angepasst?
- Dokumentationssysteme: Welche Software oder Formulare werden verwendet? Welche Informationen müssen wie erfasst werden?
- Einsatz und Wirkung von Therapiemitteln: Warum wird welches Material oder welche Methode bei welchem Patienten eingesetzt? Was ist die dahinterliegende therapeutische Absicht? Therapeutische Absicht
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wie kommunizieren Ergotherapeut:innen mit Ärzt:innen, Pflegekräften oder anderen Therapeut:innen?
Sei aufmerksam und nutze jede Gelegenheit, dein Verständnis für die Ergotherapie zu vertiefen.
Herausforderungen im Praktikum meistern
Der Praxisalltag kann auch herausfordernd sein. Du wirst vielleicht mit schwierigen Patientensituationen, menschlichem Leid, ethischen Dilemmata oder auch mal mit Zeitdruck und Stress konfrontiert. Es ist normal, sich manchmal unsicher oder überfordert zu fühlen. Wichtig ist:
- Sprich es an: Suche das Gespräch mit deiner anleitenden Person oder erfahrenen Kolleg:innen. Teile deine Beobachtungen, Unsicherheiten oder belastenden Erlebnisse.
- Suche Unterstützung: Scheue dich nicht, um Hilfe oder Rat zu bitten. Das Team ist dafür da, dich zu unterstützen.
- Reflektiere: Nutze schwierige Situationen als Lernchance. Was kannst du daraus für dein zukünftiges Handeln mitnehmen?
Die Bedeutung von Feedbackgesprächen
Regelmäßige Feedbackgespräche mit deiner Praxisanleiterin oder deinem Praxisanleiter sind ein zentraler Bestandteil deines Lernprozesses im Praktikum. Diese Gespräche dienen dazu:
- Deine Leistung und dein Verhalten zu reflektieren.
- Konkretes Feedback zu deinen Stärken und Entwicklungsbereichen zu erhalten.
- Offene Fragen zu klären.
- Deine persönlichen Lernziele zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
- Deine Fortschritte im Praktikum zu besprechen.
Bereite dich auf diese Gespräche vor, indem du dir selbst überlegst, was gut läuft, wo du Unsicherheiten hast und welche Fragen du stellen möchtest. Nimm Feedback konstruktiv an und nutze es für deine Weiterentwicklung.
Das Ergotherapie Praktikum optimal nutzen
Dein Praktikum ist eine begrenzte, aber unglaublich wertvolle Zeit in deiner Ausbildung. Um das Maximum daraus für deine persönliche und berufliche Entwicklung herauszuholen, ist eine aktive und reflektierte Herangehensweise entscheidend. Es liegt an dir, diese Chance bestmöglich zu ergreifen.
Proaktivität und Neugier zeigen
Warte nicht nur darauf, dass man dir Aufgaben gibt oder Dinge erklärt. Zeige Eigeninitiative und Interesse:
- Stelle Fragen: Sei neugierig! Frage nach dem Warum hinter therapeutischen Entscheidungen („Warum wird genau diese Methode bei diesem Patienten eingesetzt?“, „Was ist das spezifische Ziel dieser Übung?“, „Welche Alternativen gäbe es?“). Zeige, dass du mitdenkst und Zusammenhänge verstehen möchtest.
- Biete Unterstützung an: Frage im Rahmen deiner Möglichkeiten und Kompetenzen, ob du irgendwo helfen kannst (z.B. beim Vorbereiten, Aufräumen, bei organisatorischen Dingen).
- Zeige Engagement: Demonstriere deine Motivation für die Ergotherapie durch Aufmerksamkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Lernbereitschaft.
- Nutze Leerlaufzeiten: Wenn es mal ruhiger ist, bitte um Einblick in Fachliteratur, schaue dir anonymisierte Fallbeispiele an oder bitte darum, bei der Dokumentation über die Schulter schauen zu dürfen.
Deine Proaktivität signalisiert deinem Team, dass du engagiert bist und das Praktikum ernst nimmst.
Feedback aktiv einholen und nutzen
Geplante Feedbackgespräche sind wichtig, aber warte nicht nur darauf. Nutze auch zwischendurch Gelegenheiten, um Rückmeldung zu deiner Arbeit und deinem Verhalten zu erhalten:
- Frage gezielt nach: Bitte deine anleitende Person oder Kolleg:innen nach konkreten Situationen um Feedback („Wie habe ich mich in der Situation XY verhalten?“, „Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich XY verbessern kann?“).
- Höre aufmerksam zu: Nimm Feedback offen und ohne Rechtfertigung entgegen. Versuche zu verstehen, was gemeint ist. Frage nach, wenn etwas unklar ist.
- Sei dankbar: Bedanke dich für die Rückmeldung, auch wenn sie kritisch ist. Sie ist eine Chance zu lernen.
- Setze es um: Überlege, wie du das erhaltene Feedback konkret in deinem Handeln umsetzen kannst. Zeige, dass du bereit bist, dich weiterzuentwickeln.
Aktives Einholen von Feedback beschleunigt deinen Lernprozess im Ergotherapie Praktikum erheblich.
Netzwerken für die Zukunft
Dein Praktikum ist eine hervorragende Gelegenheit, wertvolle Kontakte in der Welt der Ergotherapie zu knüpfen:
- Lerne Kolleg:innen kennen: Sprich nicht nur mit deiner direkten Anleitung, sondern auch mit anderen Therapeut:innen, Ärzt:innen oder Pflegekräften in der Einrichtung. Lerne ihre Perspektiven kennen.
- Tausche dich aus: Sprich mit erfahrenen Ergotherapeut:innen über ihren Werdegang, ihre Spezialisierungen und ihre Erfahrungen.
- Pflege Kontakte: Wenn die Chemie stimmt, bleibe auch nach dem Praktikum in Kontakt (z.B. über berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing, falls angemessen). Diese Kontakte können später bei der Jobsuche, bei fachlichen Fragen oder für den Austausch über Weiterbildungen sehr wertvoll sein.
- Potenzielle Arbeitgeber: Eine gute Leistung im Praktikum kann dir Türen für eine spätere Anstellung in der Einrichtung öffnen.
Nutze die Chance, dein berufliches Netzwerk schon während der Ausbildung aufzubauen.
Kontinuierliche Reflexion für deine Ausbildung und Karriereplanung
Nimm dir regelmäßig Zeit, deine Erfahrungen im Praktikum zu reflektieren. Diese Selbstreflexion hilft dir, das Gelernte zu verankern und deine weitere Ausbildung sowie deine beruflichen Ziele zu schärfen:
- Was habe ich heute/diese Woche gelernt? (Konkrete Methoden, Umgangsweisen, Erkenntnisse über Krankheitsbilder etc.)
- Was hat mich besonders beeindruckt oder überrascht? (Positive wie negative Erlebnisse)
- Welche Bereiche der Ergotherapie faszinieren mich besonders? Wo sehe ich meine Interessen und Stärken?
- Wo liegen meine Entwicklungsfelder? Welche Fähigkeiten möchte ich noch verbessern?
- Wie beeinflusst diese Erfahrung meine Sicht auf den Beruf und meine weitere Ausbildung? Hat sich meine Vorstellung von der Ergotherapie verändert?
- Welche Ziele setze ich mir für die restliche Praktikumszeit / die nächste Praxisphase?
Ein Praktikumstagebuch oder regelmäßige Notizen können bei dieser Reflexion sehr hilfreich sein. Besprich deine Überlegungen auch mit deiner Anleitung oder in der Schule. Karriereplanung
Sicherung des Praktikumsnachweises
Am Ende deines Praktikums benötigst du einen offiziellen Nachweis für deine Ausbildung und deine Unterlagen. Achte darauf, dass du eine aussagekräftige Praktikumsbescheinigung oder -beurteilung erhältst. Diese sollte mindestens enthalten:
- Name der Einrichtung und dein Name
- Dauer des Praktikums (genauer Zeitraum)
- Kurze Beschreibung deiner Tätigkeiten und der Bereiche, in denen du eingesetzt warst
- Idealerweise eine kurze Beurteilung deiner Leistung, deines Engagements und deiner sozialen Kompetenzen
- Unterschrift und Stempel der Einrichtung
Dieser Nachweis ist nicht nur formal wichtig für deine Schule, sondern dient dir auch als Referenz für zukünftige Bewerbungen um weitere Praktika oder deinen ersten Job in der Ergotherapie.
Fazit: Dein Ergotherapie Praktikum als Sprungbrett
Das Praktikum ist weit mehr als nur ein Pflichtteil deiner Ausbildung. Es ist eine entscheidende Phase, in der du theoretisches Wissen lebendig werden lässt, unschätzbare Einblicke in den Berufsalltag gewinnst und essenzielle praktische sowie persönliche Kompetenzen entwickelst. Wie dieser Leitfaden gezeigt hat, bietet dir das Praktikum die einzigartige Chance, die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen, dich beruflich zu orientieren und deine Fähigkeiten als angehende:r Ergotherapeut:in zu schärfen.
Für dich als Schüler oder Auszubildender ist diese praktische Erfahrung ein zentraler Baustein auf dem Weg ins Berufsleben. Sie festigt deine Berufswahl, fördert dein fachliches Verständnis und stärkt deine sozialen Kompetenzen wie Empathie und Teamfähigkeit. Der hohe Stellenwert des Praktikums innerhalb der Ergotherapie–Ausbildung unterstreicht seine Bedeutung für deine spätere Praxisreife und die Qualität deiner Arbeit mit Patient:innen. Nutze diese Zeit intensiv, sei neugierig, proaktiv und reflektiert.
Wir hoffen, dieser Leitfaden gibt dir die nötige Orientierung und Sicherheit für dein bevorstehendes Ergotherapie Praktikum. Gehe diese Phase mit Offenheit und Engagement an – es ist eine der lehrreichsten Zeiten deiner Ausbildung! Viel Erfolg und Freude bei deinen praktischen Erfahrungen!
Was sind deine Erfahrungen oder Fragen zum Ergotherapie Praktikum? Teile sie gerne in den Kommentaren – lass uns voneinander lernen!