Effektive Dokumentation in der Ergotherapie: Ein Leitfaden für die Praxis
Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Key Takeaways
- Die Dokumentation ist gesetzlich vorgeschrieben (§ 630f BGB) und dient der Rechtssicherheit.
- Sie ist entscheidend für die Qualitätssicherung und Nachvollziehbarkeit des Therapieverlaufs.
- Sie verbessert die Kommunikation im interdisziplinären Team und mit Kostenträgern.
- Effiziente Dokumentation (durch Struktur, Vorlagen, Zeitmanagement) optimiert die Praxisorganisation.
- Datenschutz (DSGVO) ist bei der Verarbeitung sensibler Patientendaten von höchster Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die zentrale Rolle der Dokumentation in der Ergotherapie meistern
- Warum ist die Dokumentation in der Ergotherapie so wichtig? Rechtliche Pflicht und Qualitätsmerkmal
- Was gehört in eine vollständige ergotherapeutische Dokumentation? Die Bausteine der Patientenakte
- Praktische Tipps für eine effiziente und rechtssichere Dokumentation in der Ergotherapie
- Datenschutz (DSGVO) in der ergotherapeutischen Dokumentation: Sensible Daten schützen
- Wie gute Dokumentation die Praxisorganisation verbessert: Mehr als nur Pflicht
- Fazit: Dokumentation Ergotherapie – Qualität, Sicherheit und Effizienz Hand in Hand
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Einleitung: Die zentrale Rolle der Dokumentation in der Ergotherapie meistern
Die Dokumentation im Praxisalltag – für viele Ergotherapeut:innen ist dies ein Thema, das oft mit Zeitdruck, Unsicherheit und dem Gefühl verbunden ist, eine lästige Pflicht zu erfüllen. Zwischen Therapieeinheiten, Patientenkommunikation und administrativen Aufgaben kann die sorgfältige Aufzeichnung des Behandlungsgeschehens schnell zur Herausforderung werden. Doch eine präzise und vollständige Dokumentation Ergotherapie ist weit mehr als nur eine bürokratische Notwendigkeit. Sie ist ein fundamentaler Baustein therapeutischer Qualität, ein unverzichtbares Kommunikationsinstrument und ein entscheidender Faktor für die Rechtssicherheit und die effiziente Praxisorganisation.
Dieser Leitfaden richtet sich direkt an Sie, liebe Ergotherapeut:innen, die nach klarer Hilfe zur Dokumentation suchen. Wir verstehen, dass der Bedarf an praxisnahen Strategien groß ist, um dieser wichtigen Aufgabe gerecht zu werden, ohne dass sie den therapeutischen Fokus überlagert. Eine sorgfältige Dokumentation bildet das Rückgrat des gesamten Therapieverlaufs. Sie macht Fortschritte sichtbar, dient als Grundlage für Therapieanpassungen, sichert die Nachvollziehbarkeit in der Patientenakte und erleichtert die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team sowie die Kommunikation mit Kostenträgern.
In diesem Artikel beleuchten wir die vielfältigen Gründe, warum eine gute Dokumentation unerlässlich ist. Wir erläutern die gesetzlichen Grundlagen, insbesondere im Hinblick auf das Patientenrechtegesetz und den Datenschutz (DSGVO). Sie erhalten konkrete, praktische Tipps zur effizienten Gestaltung Ihrer Dokumentationsprozesse – von der Strukturierung über zeitsparende Formulierungen bis hin zur Wahl des passenden Systems. Ziel ist es, Ihnen zu zeigen, wie eine effektive Dokumentation nicht nur die Anforderungen erfüllt, sondern Ihre tägliche Arbeit erleichtert und die Qualität Ihrer ergotherapeutischen Leistung nachhaltig steigert.
Quellen:
- https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/
- http://www.dmrz.de/wissen/news/patientenrechtegesetz-therapiedokumentation-fuer-sie-und-den-gesetzgeber-630-bgb
Warum ist die Dokumentation in der Ergotherapie so wichtig? Rechtliche Pflicht und Qualitätsmerkmal
Die Bedeutung einer umfassenden Dokumentation in der Ergotherapie lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Sie dient verschiedenen, fundamental wichtigen Zwecken, die weit über die reine Aufzeichnung hinausgehen und die Professionalität sowie Sicherheit der therapeutischen Arbeit gewährleisten.
Gesetzliche Anforderungen: Die Dokumentationspflicht nach § 630f BGB
An erster Stelle steht die gesetzliche Verpflichtung. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt im § 630f die Dokumentation der Behandlung im Rahmen des Patientenrechtegesetzes. Dieser Paragraph schreibt vor, dass Behandelnde verpflichtet sind, in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Behandlung eine Patientenakte in Papierform oder elektronisch zu führen. Berichtigungen und Änderungen müssen kenntlich gemacht werden.
Laut Gesetzgeber müssen in dieser Akte sämtliche aus fachlicher Sicht für die aktuelle und künftige Behandlung wesentlichen Maßnahmen und deren Ergebnisse aufgezeichnet werden. Dazu gehören insbesondere:
- Die Anamnese, Diagnosen und Untersuchungen
- Untersuchungsergebnisse und Befunde
- Therapievorschläge und angewandte Therapien
- Eingriffe und ihre Wirkungen
- Erteilte Einwilligungen der Patient:innen
- Durchgeführte Aufklärungen
Diese gesetzliche Pflicht zur Dokumentation bildet die Basis für Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Behandlung.
Qualitätssicherung: Nachvollziehbarkeit und Verbesserung der Behandlung
Eine standardisierte und lückenlose Dokumentation ist ein zentrales Instrument der Qualitätssicherung in der Ergotherapie. Sie macht den gesamten Therapieverlauf nachvollziehbar – von der Befunderhebung über die Zielsetzung bis hin zu den durchgeführten Interventionen und den erzielten Ergebnissen. Diese Nachvollziehbarkeit ist essenziell, um die Wirksamkeit der Therapie beurteilen zu können.
Durch die regelmäßige Dokumentation wird eine strukturierte Grundlage für die Reflexion der eigenen Arbeit geschaffen. Therapeut:innen können den Verlauf kritisch bewerten, Erfolge und Schwierigkeiten identifizieren und den Therapieplan bei Bedarf fundiert anpassen. Dies trägt maßgeblich zur kontinuierlichen Verbesserung der Behandlungsqualität bei und stellt sicher, dass die Therapie stets patientenzentriert und zielorientiert bleibt. Einheitliche Dokumentationsstandards innerhalb einer Praxis fördern zudem die Vergleichbarkeit und ermöglichen interne Qualitätszirkel oder Supervisionen.
Quellen:
- https://www.azh.de/blog/therapiebericht-physiotherapie/
- https://thevea.de/praxis-wissen/blankoverordnung-ergotherapie/
Kommunikation: Grundlage für interdisziplinäre Zusammenarbeit und Austausch
Die Patientenakte ist ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. In der heutigen Gesundheitsversorgung arbeiten Ergotherapeut:innen häufig in interdisziplinären Teams zusammen mit Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Logopäd:innen, Pflegekräften und anderen Fachpersonen. Eine klare und verständliche Dokumentation stellt sicher, dass alle Beteiligten über den aktuellen Stand der ergotherapeutischen Behandlung, die Ziele und die Fortschritte informiert sind.
Dies vermeidet Doppeluntersuchungen, ermöglicht eine abgestimmte Behandlungsplanung und fördert eine kohärente Versorgung des Patienten. Ebenso wichtig ist die Kommunikation gegenüber den Kostenträgern (z.B. Krankenkassen). Eine nachvollziehbare Dokumentation der erbrachten Leistungen und des Therapieverlaufs ist die Basis für die Abrechnung und die Begründung von Therapienotwendigkeiten oder Verlängerungen.
Rechtsabsicherung & Haftung: Beweiskraft im Streitfall
Im Gesundheitswesen gilt der Grundsatz: „Was nicht dokumentiert ist, gilt als nicht gemacht.“ Eine sorgfältige und lückenlose Dokumentation dient daher maßgeblich der Rechtsabsicherung der Therapeut:innen und der Praxis. Bei Beschwerden von Patient:innen, bei Haftungsfragen oder rechtlichen Auseinandersetzungen ist die Patientenakte oft das entscheidende Beweismittel.
Sie belegt, welche Maßnahmen durchgeführt wurden, welche Aufklärungen erfolgt sind und wie der Therapieverlauf gestaltet wurde. Eine unvollständige oder fehlerhafte Dokumentation kann im Streitfall gravierende Nachteile haben und die eigene Position erheblich schwächen. Die Dokumentationspflicht ist somit auch eine Schutzpflicht für die Behandelnden selbst.
Professionelle Standards: Ausdruck ethischer und fachlicher Sorgfalt
Schließlich ist eine gewissenhafte Dokumentation auch Ausdruck professioneller Standards und ethischer Verantwortung in der Ergotherapie. Sie spiegelt die Sorgfaltspflicht wider, die Therapeut:innen gegenüber ihren Patient:innen haben. Die ethischen Richtlinien des Berufsverbandes (z.B. DVE) betonen die Bedeutung einer fachgerechten Leistungserbringung, zu der auch die transparente und nachvollziehbare Dokumentation des therapeutischen Prozesses gehört.
Sie zeigt Respekt vor dem Patienten und seinem Recht auf Information und eine qualitativ hochwertige Behandlung. Eine professionelle Dokumentation unterstreicht die Fachkompetenz und Seriosität der ergotherapeutischen Arbeit.
Quelle: https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/5078-2023-broschuere-ethik
Was gehört in eine vollständige ergotherapeutische Dokumentation? Die Bausteine der Patientenakte
Eine vollständige und aussagekräftige Patientenakte ist das Herzstück der Dokumentation Ergotherapie. Sie muss alle relevanten Informationen enthalten, um den Therapieverlauf transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Folgende Bestandteile sind essenziell:
- Anamnese und Befunderhebung: Dies ist der Ausgangspunkt jeder Therapie. Hier werden alle relevanten Informationen zur Krankengeschichte (medizinische Diagnosen, bisherige Therapien), zur aktuellen Lebenssituation (soziale Anamnese, Wohnsituation, Beruf), zu den beklagten Problemen und den Erwartungen des Patienten erfasst. Ergänzt wird dies durch die spezifische ergotherapeutische Befunderhebung. Dazu gehören Ergebnisse aus standardisierten Tests (z.B. Assessments zur Handfunktion, Kognition, Alltagsaktivitäten), gezielten Beobachtungen (z.B. Bewegungsabläufe, Interaktion, Handlungsplanung) und Messungen (z.B. Bewegungsausmaß, Kraft). Diese detaillierte Erfassung der Ausgangssituation ist die Grundlage für die weitere Planung.
(Quelle: https://www.carepatron.com/de/blog/top-cpt-codes-for-occupational-therapy-evaluation) - Therapieziele: Ziele geben der Therapie Richtung und Sinn. Sie müssen gemeinsam mit dem/der Patient:in (partizipative Zielsetzung) entwickelt werden, um Motivation und Adhärenz zu fördern. Entscheidend ist, die Ziele operationalisiert, also konkret und beobachtbar, zu beschreiben. Eine bewährte Methode hierfür ist das SMART-Prinzip:
- Spezifisch: Das Ziel ist klar und eindeutig formuliert (Was soll genau erreicht werden?).
- Messbar: Der Erfolg des Ziels ist überprüfbar (Woran erkennt man, dass das Ziel erreicht ist?).
- Attraktiv/Akzeptiert: Das Ziel ist für den/die Patient:in relevant und erstrebenswert. Er/Sie stimmt dem Ziel zu.
- Realistisch: Das Ziel ist unter den gegebenen Umständen und Ressourcen erreichbar.
- Terminiert: Es ist ein Zeitrahmen festgelegt, bis wann das Ziel erreicht werden soll.
Diese präzise Formulierung macht den Fortschritt sichtbar und erleichtert die Evaluation.
(Quellen: https://www.carepatron.com/de/templates/physical-therapy-documentation-cheat-sheet, https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/) - Therapieplanung: Basierend auf Befund und Zielen wird das geplante Vorgehen skizziert. Welche Methoden und Interventionsansätze sollen zur Anwendung kommen? Welche Schwerpunkte werden gesetzt? Eine grobe Planung der nächsten Schritte gehört ebenfalls hierher.
- Durchgeführte Maßnahmen und Interventionen: Dies ist die detaillierte Aufzeichnung jeder einzelnen Therapieeinheit. Hier wird festgehalten, was konkret gemacht wurde: angewandte ergotherapeutische Methoden, spezifische Techniken, durchgeführte Übungen, Beratungsgespräche, Hilfsmittelanpassungen oder -erprobungen. Wichtig sind auch das Datum und die Dauer der jeweiligen Einheit. Die Beschreibung sollte so präzise sein, dass eine andere Fachperson nachvollziehen kann, was stattgefunden hat.
- Dokumentation des Therapieverlaufs: Dies erfolgt kontinuierlich und zeitnah. Hier werden Fortschritte in Bezug auf die Therapieziele festgehalten, aber auch Stagnationen oder Rückschritte. Besondere Vorkommnisse während der Therapie (z.B. Schmerzäußerungen, unerwartete Reaktionen, Motivationsschwankungen, Absagen) sind ebenfalls zu dokumentieren. Wichtig sind auch die Reaktionen des/der Patient:in auf die Interventionen und eventuell notwendige Anpassungen des ursprünglichen Therapieplans. Dieser Teil bildet die Entwicklung des Patienten über die Zeit ab.
(Quelle: https://thevea.de/praxis-wissen/blankoverordnung-ergotherapie/) - Subjektive Äußerungen des Patienten: Relevante Aussagen des/der Patient:in zum eigenen Befinden, zu Schmerzen (z.B. auf einer Skala), zur wahrgenommenen Zielerreichung, zur Motivation oder zu Schwierigkeiten im Alltag sollten ebenfalls dokumentiert werden. Diese subjektive Perspektive ist wertvoll für das Verständnis des Therapieverlaufs und die Anpassung der Interventionen. Im SOAP-Schema entspricht dies dem Punkt „S“ (Subjektiv).
(Quelle: https://www.carepatron.com/de/templates/physical-therapy-documentation-cheat-sheet) - Abschluss-/Verlaufsbericht: Am Ende eines Behandlungsabschnitts oder bei Therapieende wird ein Bericht erstellt. Dieser fasst den gesamten Therapieverlauf zusammen, evaluiert die erreichten Ziele im Vergleich zu den Ausgangszielen und bewertet die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen. Er enthält zudem Empfehlungen für das weitere Vorgehen, wie z.B. die Notwendigkeit weiterführender Therapie, spezifische Übungsprogramme für zu Hause, benötigte Hilfsmittel oder die Anbindung an andere Fachdienste.
(Quelle: https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/)
Zur Strukturierung dieser vielfältigen Informationen hat sich die Nutzung standardisierter Vorlagen und Formulare bewährt. Bekannte Beispiele sind das SOAP-Schema (Subjektiv, Objektiv, Assessment/Analyse, Plan) oder Dokumentationssysteme, die sich an der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) orientieren. Solche Strukturen helfen, die Dokumentation vollständig, vergleichbar und effizient zu gestalten.
Quellen:
- https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/
- https://www.skvshop.de/shop/images/files/editor/file/downloads/229.pdf
Praktische Tipps für eine effiziente und rechtssichere Dokumentation in der Ergotherapie
Eine gute Dokumentation muss nicht zwangsläufig zeitaufwendig und kompliziert sein. Mit den richtigen Strategien lässt sich der Prozess effizient gestalten und gleichzeitig die rechtliche Sicherheit gewährleisten. Hier einige praktische Tipps für den Praxisalltag:
Struktur und Aufbau: Vorlagen und Checklisten nutzen
Ein klar definierter Aufbau ist das A und O für eine effiziente Dokumentation. Die konsequente Nutzung von standardisierten (digitalen) Vorlagen, Formularen oder Checklisten ist hierbei Gold wert. Diese Hilfsmittel stellen sicher, dass alle relevanten Aspekte (wie im vorherigen Abschnitt beschrieben) systematisch erfasst werden und nichts vergessen wird. Sie geben eine klare Struktur vor, was den Schreibprozess beschleunigt und die Vergleichbarkeit der Einträge über die Zeit und zwischen verschiedenen Therapeut:innen hinweg verbessert. Ob Sie sich für das SOAP-Schema, eine ICF-basierte Struktur oder ein praxiseigenes System entscheiden – wichtig ist die konsequente Anwendung.
Quellen:
- https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/
- https://www.skvshop.de/shop/images/files/editor/file/downloads/229.pdf
Formulierungen: Klar, präzise und objektiv schreiben
Die Qualität der Dokumentation hängt maßgeblich von der Wahl der Worte ab. Formulieren Sie stets klar, präzise und so objektiv wie möglich. Beschreiben Sie beobachtbares Verhalten und messbare Ergebnisse statt subjektiver Interpretationen. Verwenden Sie Fachterminologie korrekt und einheitlich. Vermeiden Sie unbedingt vage oder nichtssagende Begriffe wie „Patient war kooperativ“ oder „Zustand verbessert“. Beschreiben Sie stattdessen konkret, woran Sie die Kooperation festmachen (z.B. „Patient führte alle Übungsanweisungen konzentriert aus“) oder wie sich der Zustand verbessert hat (z.B. „Kann nun eigenständig Tasse zum Mund führen“).
Verzichten Sie auf Abkürzungen, die nicht allgemein gebräuchlich oder in einer praxisinternen Legende definiert sind. Subjektive Einschätzungen oder Zitate des Patienten sollten klar als solche gekennzeichnet werden (z.B. „Patient berichtet…“, „Subjektiv äußert Pat. weniger Schmerzen“). Eine wertfreie Sprache ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und eine professionelle Patientenakte zu führen.
Quelle: https://www.carepatron.com/de/templates/physical-therapy-documentation-cheat-sheet
Zeitmanagement: Zeitnahe Dokumentation als Priorität
Einer der größten Effizienzkiller ist das Aufschieben der Dokumentation. Je länger Sie warten, desto mehr Details gehen verloren und desto aufwendiger wird der Prozess. Machen Sie es sich zur Regel, die Dokumentation zeitnah durchzuführen – idealerweise direkt im Anschluss an die Therapieeinheit oder spätestens am Ende des jeweiligen Arbeitstages. Planen Sie feste Zeitfenster für die Dokumentation in Ihren Tagesablauf ein. Dies stellt nicht nur sicher, dass die Informationen frisch und präzise sind, sondern beugt auch dem gefürchteten „Dokumentationsstau“ vor, der am Ende der Woche oder des Monats zu erheblichem Stress führen kann.
Quellen:
- https://www.carepatron.com/de/templates/physical-therapy-documentation-cheat-sheet
- https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/
Digitale vs. Papier-Dokumentation: Vor- und Nachteile abwägen
Die Wahl zwischen einer digitalen Dokumentationslösung und der klassischen Papierakte hat erhebliche Auswirkungen auf die Praxisorganisation. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile:
- Digitale Dokumentation:
- Vorteile: Deutlich bessere Lesbarkeit, leistungsstarke Suchfunktionen für schnellen Informationszugriff, erhebliche Platzersparnis, Potenzial für statistische Auswertungen des Therapieverlaufs, automatische Erinnerungsfunktionen (z.B. für Berichte), leichtere Integration in Praxisverwaltungssoftware (Terminplanung, Abrechnung), Möglichkeit mobiler Eingabe (Tablet).
- Nachteile: Erfordert initiale Investitionen in Hard- und Software, Schulungsaufwand für das Team, Notwendigkeit robuster Datenschutz-Maßnahmen (Verschlüsselung, Backups, Zugriffskontrollen), Abhängigkeit von Technik.
(Quellen: https://thevea.de/praxis-wissen/blankoverordnung-ergotherapie/, https://www.carepatron.com/de/blog/top-cpt-codes-for-occupational-therapy-evaluation)
- Papier-Dokumentation:
- Vorteile: Geringe Anschaffungskosten, oft gewohnter und schnellerer Umgang für langjährige Mitarbeitende, Unabhängigkeit von Strom/Technik.
- Nachteile: Potenzielle Probleme mit der Lesbarkeit (Handschrift), zeitaufwendige Suche nach spezifischen Informationen, hoher Platzbedarf für die Archivierung, Risiko von Verlust, Beschädigung (Feuer, Wasser) oder unbefugtem Zugriff bei unzureichender Sicherung, erschwerte Auswertung von Daten.
Die Entscheidung hängt von den spezifischen Bedürfnissen, Ressourcen und der Größe der Praxis ab. Eine Tendenz zur Digitalisierung ist jedoch klar erkennbar, da die Effizienzvorteile oft überwiegen.
Integration in die Praxisorganisation: Feste Routinen etablieren
Damit die Dokumentation reibungslos funktioniert, muss sie fest in die täglichen Arbeitsabläufe der Praxisorganisation integriert werden. Etablieren Sie klare Routinen und Verantwortlichkeiten. Wie bereits erwähnt, sind feste Zeitfenster im Terminplan hilfreich. Überlegen Sie, ob mobile Endgeräte (Tablets) eine Eingabe direkt beim Patienten ermöglichen, ohne den Therapiefortschritt zu stören und unter strikter Wahrung des Datenschutzes. Sorgen Sie dafür, dass alle Teammitglieder die vereinbarten Standards kennen und anwenden. Eine gut organisierte Dokumentation ist kein isolierter Task, sondern integraler Bestandteil eines professionellen Praxismanagements.
Quelle: https://www.azh.de/blog/therapiebericht-physiotherapie/
Datenschutz (DSGVO) in der ergotherapeutischen Dokumentation: Sensible Daten schützen
Die Patientenakte in der Ergotherapie enthält hochsensible Gesundheitsdaten. Der Schutz dieser Daten ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine strenge gesetzliche Anforderung gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ergotherapeut:innen tragen hier eine hohe Verantwortung.
Sensibilität der Daten und hohe Verantwortung
Gesundheitsdaten gehören nach Art. 9 DSGVO zu den „besonderen Kategorien personenbezogener Daten“. Ihre Verarbeitung unterliegt besonders strengen Regeln. Dies umfasst alle Informationen, die sich auf die körperliche oder geistige Gesundheit einer Person beziehen, einschließlich der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen. Die Dokumentation des Therapieverlaufs, Diagnosen, Befunde und persönlichen Umstände der Patient:innen fallen eindeutig darunter. Therapeut:innen müssen sicherstellen, dass diese Daten jederzeit vertraulich behandelt und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Die Einhaltung der Datenschutz-Vorschriften ist zentraler Bestandteil der professionellen Sorgfaltspflicht.
Quellen:
- https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/5078-2023-broschuere-ethik
- https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/3959-2020-ethik-einzelseiten-pdf-final/file
Wichtige Aspekte des Datenschutzes bei der Dokumentation
Bei der täglichen Arbeit mit der Patientenakte müssen folgende zentrale Datenschutz-Aspekte beachtet werden:
- Speicherung: Papierakten müssen in abschließbaren Schränken oder Räumen aufbewahrt werden, zu denen nur befugte Personen Zugang haben. Digitale Patientenakten erfordern robuste technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs), wie Passwortschutz, Verschlüsselung (sowohl der Datenbanken als auch bei der Übertragung), Firewalls und regelmäßige Sicherheitsupdates. Backups müssen ebenfalls sicher gespeichert werden.
- Zugriff: Der Zugriff auf Patientendaten muss streng nach dem „Need-to-know“-Prinzip geregelt sein. Nur die Personen, die die Informationen für ihre jeweilige Aufgabe (Therapie, Abrechnung, Verwaltung) benötigen, dürfen Zugriff haben. Dies muss durch Berechtigungskonzepte in der Praxissoftware oder klare interne Regeln sichergestellt werden.
- Weitergabe: Die Weitergabe von Patientendaten an Dritte (z.B. an den behandelnden Arzt, andere Therapeut:innen, Kostenträger) darf grundsätzlich nur mit einer expliziten, informierten und freiwilligen Einwilligung des/der Patient:in erfolgen. Diese Einwilligung sollte schriftlich eingeholt und dokumentiert werden. Ausnahmen bestehen nur bei gesetzlichen Verpflichtungen (z.B. Meldepflichten).
- Aufbewahrungsfristen: Die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für Patientenakten beträgt gemäß § 630f Abs. 3 BGB in der Regel 10 Jahre nach Abschluss der Behandlung. Diese Frist muss eingehalten werden, auch aus Gründen der Rechtsabsicherung. Längere Fristen können sich aus anderen Vorschriften ergeben.
- Löschung/Vernichtung: Nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen müssen die Patientenakten datenschutzkonform gelöscht (digitale Daten) bzw. vernichtet (Papierakten, z.B. durch einen zertifizierten Aktenvernichter) werden. Eine einfache Entsorgung im Papiermüll ist unzulässig.
Rechte der Patient:innen im Kontext von Datenschutz und Dokumentation
Patient:innen haben umfassende Rechte bezüglich ihrer Gesundheitsdaten und der Dokumentation ihrer Behandlung:
- Recht auf Auskunft (Art. 15 DSGVO): Patient:innen können Auskunft darüber verlangen, welche Daten über sie gespeichert sind, zu welchem Zweck und an wen sie ggf. weitergegeben wurden.
- Recht auf Berichtigung (Art. 16 DSGVO): Bei fehlerhaften Daten können Patient:innen deren Korrektur verlangen.
- Recht auf Löschung (Art. 17 DSGVO): Das „Recht auf Vergessenwerden“ ist im Gesundheitswesen durch die gesetzlichen Aufbewahrungspflichten stark eingeschränkt. Eine Löschung vor Ablauf der Fristen ist in der Regel nicht möglich.
- Recht auf Einsichtnahme (§ 630g BGB): Besonders relevant ist das Recht des/der Patient:in, unverzüglich Einsicht in die vollständige, ihn/sie betreffende Patientenakte zu nehmen. Dies umfasst alle Aufzeichnungen, einschließlich subjektiver Notizen des Therapeuten, sofern diese Teil der Behandlungsdokumentation sind. Nur in seltenen, begründeten Ausnahmefällen (erhebliche therapeutische Gründe oder Rechte Dritter) darf die Einsichtnahme teilweise verweigert werden. Kopien der Akte müssen gegen Kostenerstattung zur Verfügung gestellt werden.
Quellen:
- http://www.dmrz.de/wissen/news/patientenrechtegesetz-therapiedokumentation-fuer-sie-und-den-gesetzgeber-630-bgb
- https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/3959-2020-ethik-einzelseiten-pdf-final/file
Vermeidung häufiger Datenschutz-Fehler in der Praxis
Um Datenschutz-Verstöße und die damit verbundenen Risiken (Bußgelder, Reputationsschaden) zu vermeiden, sollten folgende Punkte unbedingt beachtet werden:
- Keine Patientennamen oder identifizierenden Daten in offenen Terminkalendern (auch digitalen, wenn für Unbefugte einsehbar).
- Keine Gespräche über Patient:innen in Wartebereichen, an der Rezeption oder an Orten, wo Dritte mithören können.
- Sichere Passwortverwaltung: Starke, individuelle Passwörter verwenden, regelmäßig ändern, nicht weitergeben.
- Verschlüsselte Kommunikation: Beim Versand sensibler Daten per E-Mail (z.B. Berichte an Ärzte) unbedingt auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung achten oder sichere Alternativen (Praxis-Clouds, KIM-Dienst) nutzen.
- Regelmäßige Schulungen: Das gesamte Praxisteam sollte regelmäßig zum Thema Datenschutz und Datensicherheit geschult werden, um das Bewusstsein zu schärfen und über aktuelle Anforderungen informiert zu sein.
- Datenschutzkonforme Entsorgung von Notizen, Fehldrucken etc. (Aktenvernichter).
Quellen:
- https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/5078-2023-broschuere-ethik
- https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/3959-2020-ethik-einzelseiten-pdf-final/file
Wie gute Dokumentation die Praxisorganisation verbessert: Mehr als nur Pflicht
Eine professionelle und gut strukturierte Dokumentation Ergotherapie ist nicht nur für die Behandlungsqualität und Rechtssicherheit entscheidend, sondern optimiert auch spürbar die Abläufe und die Effizienz der gesamten Praxisorganisation.
Effizienzsteigerung: Zeit sparen bei täglichen Aufgaben
Wenn Informationen in der Patientenakte standardisiert, klar und vollständig erfasst sind, spart das im Alltag wertvolle Zeit. Das schnelle Finden spezifischer Informationen (z.B. letzte Befunde, aktuelle Ziele, durchgeführte Maßnahmen) wird erheblich erleichtert – egal ob in der digitalen Akte per Suchfunktion oder in einer gut strukturierten Papierakte. Der Zeitaufwand für das Erstellen von Verlaufs- oder Abschlussberichten reduziert sich deutlich, da die notwendigen Informationen bereits aufbereitet vorliegen. Auch Rückfragen von Kolleg:innen, Ärzt:innen oder Kostenträgern können schneller und fundierter beantwortet werden, was unnötige Unterbrechungen im Arbeitsfluss minimiert. Eine gute Dokumentation reduziert den administrativen Aufwand pro Patient.
Leichtere Übergaben & Vertretungen: Kontinuität sichern
In jeder Praxis kommt es zu Situationen, in denen Patient:innen von einer anderen Therapeut:in übernommen werden müssen – sei es bei Urlaub, Krankheit, Mitarbeiterwechsel oder innerhalb eines interdisziplinären Teams. Eine klare, vollständige und nachvollziehbare Dokumentation in der Patientenakte ist hierbei unerlässlich. Sie ermöglicht eine schnelle und reibungslose Einarbeitung der Vertretung oder des/der neuen Kolleg:in in den Fall. Der aktuelle Stand, die bisherigen Interventionen und die geplanten nächsten Schritte sind sofort ersichtlich. Dies sichert die Kontinuität im Therapieverlauf und verhindert Informationsverluste oder redundante Maßnahmen, was letztlich der Behandlungsqualität zugutekommt.
Quellen:
- https://www.azh.de/blog/therapiebericht-physiotherapie/
- http://www.dmrz.de/wissen/news/patientenrechtegesetz-therapiedokumentation-fuer-sie-und-den-gesetzgeber-630-bgb
Optimierte Abrechnungsprozesse: Reibungslos mit Kostenträgern
Die Abrechnung ergotherapeutischer Leistungen mit den Krankenkassen oder anderen Kostenträgern basiert auf der Dokumentation. Eine lückenlose und nachvollziehbare Aufzeichnung aller erbrachten Leistungen (Art der Maßnahme, Datum, Dauer) ist die Voraussetzung für eine korrekte und zügige Rechnungsstellung. Bei Rückfragen oder Prüfungen durch die Kostenträger kann eine detaillierte Dokumentation als Beleg dienen und die Notwendigkeit der Therapie untermauern. Dies minimiert das Risiko von Rechnungskürzungen oder Ablehnungen und beschleunigt den Zahlungseingang, was für die Liquidität der Praxis von großer Bedeutung ist. Insbesondere bei speziellen Verordnungsformen wie der Blankoverordnung ist eine präzise Dokumentation des Therapieverlaufs essenziell.
Quellen:
- https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/ergotherapeut-ausbildung/ergotherapie-dokumentation/
- https://thevea.de/praxis-wissen/blankoverordnung-ergotherapie/
Bessere Übersicht & Therapieplanung: Fundierte Entscheidungen treffen
Eine gut geführte Patientenakte bietet einen schnellen und umfassenden Überblick über die gesamte Patientenhistorie und den aktuellen Therapieverlauf. Auf einen Blick lassen sich Fortschritte, Plateaus oder unerwartete Entwicklungen erkennen. Diese Übersicht ist eine wertvolle Grundlage für fundierte klinische Entscheidungen. Therapeut:innen können die Wirksamkeit ihrer Interventionen besser einschätzen, Therapieziele bei Bedarf anpassen und die weitere Therapieplanung gezielt auf die individuellen Bedürfnisse und den aktuellen Stand des Patienten ausrichten. Die Dokumentation wird so vom reinen Nachweis zur aktiven Unterstützung des therapeutischen Denkprozesses.
Quelle: https://www.azh.de/blog/therapiebericht-physiotherapie/
Fazit: Dokumentation Ergotherapie – Qualität, Sicherheit und Effizienz Hand in Hand
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eine professionelle Dokumentation Ergotherapie ist unerlässlich und mit den richtigen Strategien absolut machbar. Sie ist weit mehr als eine lästige bürokratische Pflicht; sie ist ein zentrales Instrument zur Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität, zur Gewährleistung der Rechtssicherheit und zur Optimierung einer effizienten Praxisorganisation.
Die Vorteile einer sorgfältigen und strukturierten Dokumentation sind vielfältig: Sie führt zu besseren Therapieergebnissen, da der Therapieverlauf nachvollziehbar wird und Anpassungen fundiert erfolgen können. Sie schützt Therapeut:innen und die Praxis vor Haftungsansprüchen, indem sie erbrachte Leistungen und erfolgte Aufklärungen belegt. Sie ermöglicht eine reibungslose Kommunikation im Team und mit externen Partnern wie Ärzt:innen und Kostenträgern. Sie optimiert die Praxisabläufe durch Zeitersparnis und erleichterte Prozesse wie Übergaben und Abrechnung. Nicht zuletzt stellt sie die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sicher, einschließlich der wichtigen Bestimmungen zum Datenschutz.
Wir möchten Sie ermutigen, die in diesem Leitfaden vorgestellten Tipps und Hinweise als Anregung zu sehen, Ihre eigenen Dokumentationsprozesse kritisch zu reflektieren und schrittweise zu optimieren. Tauschen Sie sich im Team über einheitliche Standards aus, nutzen Sie die Möglichkeiten digitaler Systeme und betrachten Sie die Dokumentation als integralen Bestandteil Ihrer hochwertigen therapeutischen Arbeit. Gezielte Fortbildungen zum Thema Dokumentation oder Datenschutz speziell für die Ergotherapie können zusätzliche Sicherheit und Effizienz bringen. Investieren Sie in eine gute Dokumentation – es lohnt sich für Sie, Ihre Patient:innen und Ihre Praxis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Dokumentation in der Ergotherapie.