Ergotherapie in der Onkologie: Wie sie Unterstützung im Alltag bei Krebs bietet
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Key Takeaways
- Umfassende Unterstützung: Ergotherapie ist ein zentraler Baustein der onkologischen Versorgung und hilft Krebspatient:innen, bedeutungsvolle Alltagsaktivitäten trotz krankheits- und therapiebedingter Einschränkungen (wieder) aufzunehmen.
- Symptommanagement: Sie bietet praktische Strategien zum Umgang mit häufigen Beschwerden wie Fatigue (krankheitsbedingte Erschöpfung), kognitiven Einschränkungen („Chemo-Brain“), Schmerzen, Muskelschwäche und Sensibilitätsstörungen (Polyneuropathie).
- Fokus auf Handlungsfähigkeit: Durch individuelle Beratung, Training, Hilfsmitteleinsatz und Anpassung von Tätigkeiten oder Umgebungen fördert Ergotherapie die Selbstständigkeit in Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit.
- Verbesserung der Lebensqualität: Ziel ist es, die Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen, psychische Ressourcen zu stärken und die allgemeine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
- Interdisziplinärer Ansatz: Ergotherapie wirkt am besten in enger Zusammenarbeit mit Ärzt:innen, Pflegekräften, Physiotherapeut:innen und anderen Fachdisziplinen. Der Zugang erfolgt meist über eine ärztliche Verordnung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die Herausforderung Krebs und der Bedarf an umfassender Unterstützung
- Hauptteil 1: Was bedeutet Onkologie und warum ist Unterstützung entscheidend?
- Hauptteil 2: Ergotherapie – Eine gezielte Unterstützungsmöglichkeit in der Onkologie
- Hauptteil 3: Konkrete Hilfe im Alltag durch Ergotherapie bei Krebs
- Praktische Unterstützung durch Ergotherapie im onkologischen Alltag
- Energiemanagement bei Fatigue: Lernen, mit begrenzten Ressourcen hauszuhalten
- Hilfsmittelberatung und -training: Selbstständigkeit durch technische Unterstützung
- Anpassung von Aktivitäten und Umgebungen: Belastungen reduzieren
- Training kognitiver Funktionen: Dem „Chemo-Brain“ begegnen
- Umgang mit Sensibilitätsstörungen (Polyneuropathie): Sicherheit und Feinmotorik fördern
- Narbenbehandlung und Lymphödem-Prophylaxe/-Management: Beweglichkeit und Wohlbefinden fördern
- Fazit des Abschnitts: Gezielte Unterstützung für einen besseren Alltag
- Hauptteil 4: Wie erhält man ergotherapeutische Unterstützung?
- Schlussfolgerung: Ergotherapie als wertvolle Säule in der onkologischen Versorgung
- FAQ – Häufig gestellte Fragen
Einleitung: Die Herausforderung Krebs und der Bedarf an umfassender Unterstützung
Die Diagnose Krebs ist ein tiefgreifender Einschnitt im Leben eines Menschen und seiner Angehörigen. Sie konfrontiert Betroffene nicht nur mit komplexen medizinischen Behandlungen, sondern stellt auch den vertrauten Alltag auf den Kopf. Physische Erschöpfung, Schmerzen, kognitive Veränderungen und emotionale Belastungen können die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen und am sozialen Leben teilzunehmen, erheblich einschränken. Diese umfassenden Auswirkungen verdeutlichen, dass eine erfolgreiche Therapie weit über die rein medizinische Intervention hinausgehen muss.
Das medizinische Fachgebiet der Onkologie widmet sich der Entstehung, Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Krebserkrankungen. Moderne onkologische Versorgungskonzepte erkennen an, dass die Lebensqualität der Patient:innen und ihre Fähigkeit, den Alltag zu meistern, zentrale Behandlungsziele sind. Daher umfasst eine ganzheitliche Betreuung heute neben der Tumortherapie auch vielfältige unterstützende Maßnahmen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind. Es geht darum, nicht nur das Überleben zu sichern, sondern auch ein möglichst aktives und erfülltes Leben trotz der Erkrankung zu ermöglichen.
Hier setzt die Ergotherapie an. Sie ist ein entscheidender Baustein innerhalb der umfassenden Therapie und Unterstützung für Krebspatient:innen. Ergotherapie fokussiert darauf, Menschen dabei zu helfen, für sie bedeutungsvolle Tätigkeiten in ihrem Alltag (wieder) aufnehmen und durchführen zu können. Sie bietet praktische Lösungen und Strategien, um mit den krankheits- und therapiebedingten Einschränkungen umzugehen, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet detailliert, was Ergotherapie in der Onkologie konkret leistet und wie sie Patient:innen wertvolle Unterstützung im Alltag nach einer Krebs-Diagnose bieten kann.
Hauptteil 1: Was bedeutet Onkologie und warum ist Unterstützung entscheidend?
Onkologie: Mehr als nur Krebsbehandlung
Die Onkologie ist definiert als der Zweig der Medizin, der sich mit der Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von malignen Erkrankungen, also Krebs, beschäftigt. Sie erforscht die Entstehung und Entwicklung von Tumoren und entwickelt stetig neue Behandlungsstrategien wie Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie oder zielgerichtete Therapien. Eine moderne onkologische Betreuung geht jedoch über diese rein medizinischen Aspekte hinaus. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der die physischen, psychischen und sozialen Auswirkungen der Krebserkrankung und ihrer Therapie auf den individuellen Menschen in seinem Lebensumfeld berücksichtigt. Das Ziel ist nicht nur die Beseitigung des Tumors, sondern auch die bestmögliche Erhaltung oder Wiederherstellung der Lebensqualität und Funktionsfähigkeit des Patienten.
Die tiefgreifenden Auswirkungen von Krebs und Therapie auf den Alltag
Eine Krebserkrankung und die damit verbundenen Therapien können den Alltag der Betroffenen auf vielfältige Weise massiv beeinträchtigen. Zu den häufigsten und belastendsten Folgen zählen:
- Fatigue: Eine lähmende, krankheitsbedingte Erschöpfung, die sich durch Ruhe oft nicht ausreichend bessert und die körperliche wie geistige Leistungsfähigkeit stark reduziert. Einfachste Tätigkeiten können zur Qual werden.
- Kognitive Einschränkungen („Chemo-Brain“): Viele Patient:innen berichten über Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, Wortfindungsstörungen und Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation von Aufgaben. Dies beeinträchtigt oft die berufliche Leistungsfähigkeit und die Bewältigung komplexerer Alltagsanforderungen.
- Schmerzen: Tumorschmerzen oder therapiebedingte Schmerzen (z.B. nach Operationen, durch Neuropathie) können chronisch werden und die Lebensqualität erheblich mindern.
- Muskelschwäche und Bewegungseinschränkungen: Bedingt durch die Erkrankung selbst, lange Liegezeiten, Operationen oder Nebenwirkungen von Therapien (z.B. Steroide) kann es zu Kraftverlust und eingeschränkter Mobilität kommen.
- Sensibilitätsstörungen (Polyneuropathie): Insbesondere nach Chemotherapien treten häufig Missempfindungen wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen in Händen und Füßen auf. Dies kann die Feinmotorik, das Gleichgewicht und die sichere Fortbewegung beeinträchtigen.
- Lymphödeme: Schwellungen, meist an Armen oder Beinen, können nach Operationen oder Bestrahlungen im Bereich von Lymphknoten auftreten und zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Infektionsrisiken führen.
- Emotionale und psychische Belastungen: Angst vor dem Fortschreiten der Krankheit, Unsicherheit bezüglich der Zukunft, depressive Verstimmungen, verändertes Körperbild und soziale Isolation sind häufige Begleiter einer Krebserkrankung.
Diese Symptome und Einschränkungen wirken sich direkt auf den Alltag aus: Die Haushaltsführung wird mühsam, die Rückkehr an den Arbeitsplatz schwierig oder unmöglich, Hobbys können nicht mehr ausgeübt werden und die soziale Teilhabe leidet. Die Fähigkeit zur Selbstversorgung kann eingeschränkt sein, was zu einem Gefühl des Kontrollverlusts und Abhängigkeit führen kann.
Die Notwendigkeit umfassender Unterstützung im Alltag
Angesichts dieser vielfältigen Herausforderungen wird deutlich, dass Krebspatient:innen weit mehr als nur medizinische Behandlung benötigen. Um ihre Selbstständigkeit im Alltag so weit wie möglich zu erhalten, mit den Belastungen umzugehen und ihre Lebensqualität zu sichern, ist umfassende Unterstützung unerlässlich. Diese Unterstützung muss individuell auf die Bedürfnisse und Ziele des einzelnen Patienten zugeschnitten sein.
Ein interdisziplinärer Ansatz ist hierbei von unschätzbarem Wert. Ärzt:innen, Pflegekräfte, Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Psychoonkolog:innen, Sozialarbeiter:innen und Ernährungsberater:innen arbeiten Hand in Hand, um ein koordiniertes und ganzheitliches Betreuungskonzept zu erstellen. Jeder dieser Fachbereiche trägt mit seiner spezifischen Expertise dazu bei, die verschiedenen Facetten der Erkrankung und ihrer Folgen zu adressieren. Die Ergotherapie spielt in diesem Team eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die praktische Handlungsfähigkeit im Alltag zu fördern und konkrete Lösungen für alltägliche Probleme zu finden.
Hauptteil 2: Ergotherapie – Eine gezielte Unterstützungsmöglichkeit in der Onkologie
Ergotherapie bei Krebs: Fokus auf Handlungsfähigkeit im Alltag
Ergotherapie ist eine etablierte Therapieform, deren zentrales Anliegen es ist, Menschen dabei zu unterstützen, für sie bedeutungsvolle Betätigungen in ihrem persönlichen Alltag (wieder) zufriedenstellend ausführen zu können. Im Kontext der Onkologie bedeutet dies, Patient:innen nach der Diagnose Krebs und während oder nach der Therapie individuell dabei zu helfen, ihre Handlungsfähigkeit in den Bereichen Selbstversorgung (z.B. Körperpflege, Essen, Ankleiden), Produktivität (z.B. Haushalt, Beruf, Ausbildung) und Freizeit (z.B. Hobbys, soziale Kontakte) zu verbessern, zu erhalten oder wiederzuerlangen. Ergotherapie betrachtet den Menschen ganzheitlich – mit seinen körperlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bedürfnissen – und setzt direkt an den Aktivitäten an, die für den Einzelnen wichtig sind und Schwierigkeiten bereiten.
Ziele der Ergotherapie in der onkologischen Versorgung
Die ergotherapeutische Unterstützung in der Onkologie verfolgt vielfältige, individuell angepasste Ziele, die darauf abzielen, die Lebensqualität und Teilhabe von Krebspatient:innen zu fördern. Zu den wichtigsten Zielen gehören:
- Verbesserung der Lebensqualität: Indem Patient:innen lernen, trotz Einschränkungen aktiv zu bleiben und für sie wichtige Tätigkeiten auszuführen, wird ihr Wohlbefinden gesteigert.
- Förderung der Selbstständigkeit: Ziel ist es, die Unabhängigkeit in alltäglichen Verrichtungen wie Körperpflege, Haushaltsführung oder Mobilität so weit wie möglich zu erhalten oder wiederherzustellen.
- Symptommanagement: Ergotherapie bietet konkrete Strategien zum Umgang mit belastenden Symptomen wie Fatigue, Schmerzen, kognitiven Defiziten („Chemo-Brain“) oder Sensibilitätsstörungen (Polyneuropathie).
- Erleichterung der Rückkehr in den Alltag: Dies umfasst die Unterstützung bei der Wiederaufnahme von Routinen, sozialen Aktivitäten und gegebenenfalls der Rückkehr an den Arbeitsplatz.
- Stärkung der psychischen Ressourcen: Durch das Erleben von Kompetenz und Selbstwirksamkeit im Handeln können Patient:innen besser mit der psychischen Belastung der Erkrankung umgehen und ihre Resilienz stärken.
- Prävention: Ergotherapeutische Maßnahmen können auch dazu beitragen, Folgeschäden wie Kontrakturen, Stürzen oder sozialem Rückzug vorzubeugen.
Der klientenzentrierte und betätigungsorientierte Ansatz der Ergotherapie
Ein zentrales Merkmal der Ergotherapie ist ihr klientenzentrierter Ansatz. Das bedeutet, dass die Patient:innen mit ihren individuellen Bedürfnissen, Zielen und Lebensumständen im Mittelpunkt der Therapie stehen. Ergotherapeut:innen arbeiten partnerschaftlich mit den Betroffenen zusammen. Zu Beginn erfolgt eine genaue Analyse (Befunderhebung), bei der gemeinsam erfasst wird, welche Betätigungen im Alltag Schwierigkeiten bereiten, welche Ressourcen vorhanden sind und welche Ziele der Patient verfolgt.
Basierend auf dieser Analyse wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Der Ansatz ist dabei stets betätigungsorientiert: Die Therapie findet oft direkt anhand konkreter Alltagsaktivitäten statt oder übt die dafür notwendigen Fähigkeiten. Ergotherapeut:innen entwickeln gemeinsam mit den Patient:innen individuelle Lösungsstrategien. Dies können neue Techniken zur Ausführung einer Tätigkeit sein, der Einsatz von Hilfsmitteln, die Anpassung der Umwelt oder Strategien zum Energiemanagement. Die Ergotherapie arbeitet dabei ressourcenorientiert, d.h. sie baut auf den vorhandenen Fähigkeiten und Stärken der Patient:innen auf. Um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten, arbeiten Ergotherapeut:innen in der Onkologie eng im interdisziplinären Team mit Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Psycholog:innen, Pflegekräften und Sozialdiensten zusammen.
Abgrenzung und Ergänzung zu anderen Therapieformen
Im Konzert der verschiedenen Therapien bei Krebs hat die Ergotherapie eine spezifische und ergänzende Rolle. Während sich beispielsweise die Physiotherapie primär auf die Wiederherstellung und Verbesserung von Bewegungsfunktionen, Kraft und Ausdauer konzentriert, und die Psychotherapie bzw. Psychoonkologie den Fokus auf die Bewältigung der seelischen Belastungen und die Krankheitsverarbeitung legt, konzentriert sich die Ergotherapie spezifisch auf die praktische Handlungsfähigkeit im Alltag.
Sie übersetzt die Fortschritte aus anderen Therapien (z.B. verbesserte Beweglichkeit durch Physiotherapie) in konkrete Alltagshandlungen. Kann ein Patient seinen Arm nach einer Operation wieder besser bewegen, hilft die Ergotherapeutin ihm dabei, diese Fähigkeit beim Anziehen, Kochen oder Schreiben einzusetzen. Sie schließt somit die Lücke zwischen Funktionsverbesserung und tatsächlicher Teilhabe am Leben. Ergotherapie ist keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle und oft notwendige Ergänzung im interdisziplinären Behandlungskonzept der Onkologie, um eine wirklich ganzheitliche Unterstützung zu gewährleisten.
Hauptteil 3: Konkrete Hilfe im Alltag durch Ergotherapie bei Krebs
Praktische Unterstützung durch Ergotherapie im onkologischen Alltag
Die Ergotherapie bietet eine breite Palette an konkreten Interventionen, um Krebspatient:innen im Alltag zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Der Fokus liegt immer auf praktischen Lösungen für individuelle Probleme. Im Folgenden werden einige zentrale Bereiche ergotherapeutischer Maßnahmen in der Onkologie detailliert beschrieben:
Energiemanagement bei Fatigue: Lernen, mit begrenzten Ressourcen hauszuhalten
Fatigue, die krankheits- oder therapiebedingte Erschöpfung, ist eines der häufigsten und belastendsten Symptome bei Krebs. Ergotherapie vermittelt hier effektive Strategien zum Energiemanagement, oft unter dem Stichwort „Pacing“:
- Bewusstes Einteilen von Aktivitäten (Pacing): Patient:innen lernen, ihre verfügbare Energie realistisch einzuschätzen und Aktivitäten über den Tag oder die Woche zu verteilen. Es geht darum, Überforderung zu vermeiden, indem aktive Phasen bewusst mit Ruhepausen abgewechselt werden, bevor die Erschöpfung eintritt. Ein Aktivitätentagebuch kann helfen, Muster zu erkennen.
- Priorisierung von Aufgaben: Gemeinsam wird erarbeitet, welche Aufgaben wirklich wichtig sind (Must-Dos) und welche verschoben oder delegiert werden können (Nice-to-Dos). Dies hilft, die begrenzte Energie für die bedeutungsvollsten Tätigkeiten einzusetzen.
- Anpassung von Routinen und Tätigkeitsausführung: Ergotherapeut:innen analysieren Alltagsabläufe und zeigen Möglichkeiten auf, wie Tätigkeiten energiesparender gestaltet werden können (z.B. Arbeiten im Sitzen statt im Stehen, Nutzung von Hilfsmitteln, Vereinfachung von Arbeitsabläufen).
- Planung und Struktur: Das Schaffen klarer Tages- und Wochenstrukturen mit festen Zeiten für Aktivität und Erholung gibt Sicherheit und hilft, Energiereserven zu schonen.
Ziel ist es, trotz Fatigue ein möglichst aktives Leben zu führen und einem Teufelskreis aus Überlastung und zunehmender Inaktivität entgegenzuwirken.
Hilfsmittelberatung und -training: Selbstständigkeit durch technische Unterstützung
Wenn körperliche Einschränkungen die Ausführung von Alltagsaktivitäten erschweren, können Hilfsmittel eine wertvolle Unterstützung sein. Ergotherapie umfasst die Beratung, Auswahl, Anpassung und das Training im Umgang mit geeigneten Hilfsmitteln:
- Bedarfsanalyse: Zunächst wird genau analysiert, bei welchen Tätigkeiten Schwierigkeiten auftreten und welche Art von Hilfsmittel sinnvoll sein könnte.
- Vorstellung und Erprobung: Ergotherapeut:innen kennen eine Vielzahl von Hilfsmitteln für verschiedene Bereiche und ermöglichen den Patient:innen, diese auszuprobieren. Beispiele sind:
- Selbstversorgung: Greifzangen, Anziehhilfen (z.B. Strumpfanzieher, Knöpfhilfen), ergonomisches Besteck mit verdickten Griffen, Duschhocker, Badewannenlifter, Toilettensitzerhöhungen.
- Haushalt: Angepasste Küchenutensilien (z.B. Schneidbretter mit Fixierung, Dosenöffner für geringen Kraftaufwand), leichte Haushaltsgeräte, Trolleys zum Transportieren.
- Mobilität und Transfer: Gehhilfen (in Absprache mit Physiotherapie), Rutschbretter, Haltegriffe.
- Kommunikation: Stiftverdickungen, spezielle Tastaturen.
- Training: Der sichere und effektive Umgang mit dem ausgewählten Hilfsmittel wird geübt, bis der Patient es selbstständig im Alltag einsetzen kann.
- Beratung zur Finanzierung: Ergotherapeut:innen informieren auch über Möglichkeiten der Kostenübernahme durch Krankenkassen oder andere Kostenträger.
Durch den gezielten Einsatz von Hilfsmitteln können Patient:innen oft ein hohes Maß an Selbstständigkeit zurückgewinnen und ihre Sicherheit im Alltag erhöhen.
Anpassung von Aktivitäten und Umgebungen: Belastungen reduzieren
Manchmal ist nicht nur der Einsatz von Hilfsmitteln, sondern auch eine Anpassung der Tätigkeit selbst oder der Umgebung notwendig, um den Alltag zu erleichtern. Ergotherapie bietet hierzu Beratung und Anleitung:
Anpassung der Tätigkeitsausführung: Ergotherapeut:innen analysieren Bewegungsabläufe und entwickeln alternative Strategien, um Belastungen zu reduzieren. Dies kann z.B. das Arbeiten mit beiden Händen, das Vermeiden ungünstiger Körperhaltungen oder das Aufteilen komplexer Aufgaben in kleinere Schritte umfassen. Prinzipien der Gelenkschutzunterweisung können hier relevant sein.
Gestaltung des häuslichen Umfelds: Beratung zur Optimierung der Wohnungseinrichtung, um Wege zu verkürzen, Stolperfallen zu beseitigen (z.B. Teppichkanten, lose Kabel), die Beleuchtung zu verbessern oder wichtige Gegenstände in Greifnähe zu positionieren. Dies erhöht die Sicherheit und spart Energie.
Arbeitsplatzanpassung: Bei der Rückkehr in den Beruf kann die Ergotherapie Unterstützung bei der ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes bieten (z.B. Stuhl, Tischhöhe, Anordnung von Arbeitsmitteln) und bei der Anpassung von Arbeitsabläufen beraten, um den spezifischen Bedürfnissen und Einschränkungen gerecht zu werden.
Diese Anpassungen ermöglichen es Patient:innen oft, trotz Einschränkungen weiterhin aktiv und sicher in ihrer vertrauten Umgebung zu leben und zu arbeiten.
Training kognitiver Funktionen: Dem „Chemo-Brain“ begegnen
Kognitive Einschränkungen nach einer Krebstherapie, oft als „Chemo-Brain“ oder „Cancer-Related Cognitive Impairment“ (CRCI) bezeichnet, können den Alltag erheblich erschweren. Ergotherapie bietet hier gezielte Unterstützung:
- Kognitives Training (Restitution): Durchführung spezifischer Übungen zur Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und exekutiven Funktionen (Planung, Problemlösung). Dies kann computergestützt oder mit Papier-und-Bleistift-Aufgaben erfolgen.
- Vermittlung von Kompensationsstrategien: Da eine vollständige Wiederherstellung der kognitiven Funktionen nicht immer möglich ist, ist das Erlernen von Strategien zum Ausgleich der Defizite zentral. Beispiele sind:
- Strukturierungshilfen: Nutzung von Kalendern, Tages- und Wochenplänen, Checklisten.
- Gedächtnisstützen: Anlegen von Notizbüchern, Verwendung von Erinnerungsfunktionen auf dem Smartphone, Merkhilfen (Eselsbrücken).
- Umgebungsanpassung: Schaffen einer reizarmen Arbeitsumgebung, feste Plätze für wichtige Gegenstände (Schlüssel, Brille).
- Aufgabenmanagement: Aufgaben in kleine Schritte unterteilen, Prioritäten setzen, Ablenkungen minimieren.
- Beratung und Psychoedukation: Aufklärung über das Phänomen „Chemo-Brain“ und das Vermitteln von Verständnis für die eigenen Schwierigkeiten kann entlastend wirken.
Ziel ist es, Patient:innen zu befähigen, trotz kognitiver Einschränkungen ihren Alltag besser zu organisieren und ihre Ziele zu verfolgen.
Umgang mit Sensibilitätsstörungen (Polyneuropathie): Sicherheit und Feinmotorik fördern
Polyneuropathie (PNP) ist eine häufige Nebenwirkung bestimmter Chemotherapien, die zu Taubheit, Kribbeln, Brennen oder Schmerzen, vor allem in Händen und Füßen, führt. Ergotherapie hilft Betroffenen, mit diesen Störungen umzugehen:
- Sensibilitätstraining: Gezielte Übungen zur Stimulation der Nerven und zur Verbesserung der Wahrnehmung (z.B. Bäder mit unterschiedlichen Materialien wie Linsen oder Kies, Igelballmassagen, Berührungsübungen mit verschiedenen Texturen). Dies kann helfen, Missempfindungen zu reduzieren und die normale Gefühlswahrnehmung zu fördern (sensorische Re-Edukation) oder Überempfindlichkeiten abzubauen (Desensibilisierung).
- Beratung zum Schutz vor Verletzungen: Da das Gefühl für Temperatur, Schmerz und Berührung reduziert sein kann, ist die Gefahr von unbemerkten Verletzungen (z.B. Verbrennungen, Schnittwunden, Druckstellen) erhöht. Ergotherapeut:innen schulen Patient:innen in Schutzmaßnahmen:
- Regelmäßige visuelle Kontrolle von Händen und Füßen.
- Vorsicht im Umgang mit heißen oder spitzen Gegenständen.
- Prüfen der Wassertemperatur mit dem Thermometer oder einer unempfindlichen Körperstelle.
- Tragen von gut sitzendem, schützendem Schuhwerk.
- Training der Feinmotorik und Koordination: Übungen zur Verbesserung der Geschicklichkeit der Hände (z.B. Knöpfe schließen, Schreiben, Umgang mit kleinen Gegenständen) und zur Förderung des Gleichgewichts und der Gangsicherheit bei betroffenen Füßen.
- Hilfsmittelberatung: Ggf. Einsatz von Hilfsmitteln wie Stiftverdickungen oder speziellen Griffen.
Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Sicherheit im Alltag zu erhöhen, die Selbstständigkeit bei feinmotorischen Tätigkeiten zu verbessern und die negativen Auswirkungen der PNP zu minimieren.
Narbenbehandlung und Lymphödem-Prophylaxe/-Management: Beweglichkeit und Wohlbefinden fördern
Nach Operationen oder Bestrahlungen können Narben und Lymphödeme die Beweglichkeit einschränken und Beschwerden verursachen. Spezialisierte Ergotherapeut:innen können hier Unterstützung bieten:
- Narbenbehandlung: Anleitung zur Selbstbehandlung von Narben durch spezielle Massagetechniken, Dehnungen und ggf. den Einsatz von Silikonauflagen. Ziel ist es, die Narbe geschmeidig zu machen, Verklebungen mit dem darunterliegenden Gewebe zu lösen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Sensibilität im Narbenbereich zu normalisieren.
- Lymphödem-Prophylaxe/-Management: In enger Abstimmung mit Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen (die oft die manuelle Lymphdrainage durchführen) können Ergotherapeut:innen wichtige Beiträge leisten:
- Aufklärung und Beratung: Information über Risikofaktoren und Verhaltensweisen zur Vorbeugung eines Lymphödems (z.B. Hautpflege, Vermeidung von Verletzungen und Überlastung der betroffenen Extremität, angepasste Kleidung).
- Anleitung zur Selbsthilfe: Übungen zur Entstauung, Anleitung zur korrekten Hautpflege, ggf. Unterstützung beim Anlegen von Kompressionsstrümpfen oder -bandagen.
- Anpassung von Aktivitäten: Beratung, wie alltägliche Aktivitäten und Berufstätigkeit lymphödem-schonend gestaltet werden können.
Diese Interventionen tragen dazu bei, Bewegungseinschränkungen zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und das Risiko bzw. die Auswirkungen eines Lymphödems zu managen.
Fazit des Abschnitts: Gezielte Unterstützung für einen besseren Alltag
Diese Beispiele verdeutlichen, wie vielfältig und praktisch die ergotherapeutische Unterstützung für Krebspatient:innen sein kann. Durch individuelle Beratung, gezieltes Training, den Einsatz von Hilfsmitteln und die Anpassung von Umwelt und Aktivitäten bietet die Ergotherapie konkrete Lösungen für die Herausforderungen im Alltag. Sie befähigt Patient:innen, ihre Ressourcen zu nutzen, Einschränkungen zu kompensieren und trotz Krebserkrankung ein möglichst selbstbestimmtes und aktives Leben zu führen und somit ihre Lebensqualität maßgeblich zu verbessern.
Hauptteil 4: Wie erhält man ergotherapeutische Unterstützung?
Der Weg zur Ergotherapie: Ärztliche Verordnung als Schlüssel
Der Zugang zur Ergotherapie erfolgt in Deutschland in der Regel über eine ärztliche Verordnung, die sogenannte Heilmittelverordnung. Patient:innen, die unter den Folgen ihrer Krebserkrankung oder -therapie im Alltag leiden und Unterstützung benötigen, sollten dies aktiv bei ihren behandelnden Ärzt:innen ansprechen. Dies können die betreuenden Onkolog:innen im Krankenhaus oder in der niedergelassenen Praxis sein, aber auch Hausärzt:innen oder andere Fachärzt:innen (z.B. Neurolog:innen bei PNP, Chirurg:innen nach Operationen).
Auf der Verordnung (meist das Muster 13 für gesetzlich Versicherte) muss die Diagnose angegeben sein, die zur ergotherapeutischen Behandlung führt (z.B. Zustand nach Mammakarzinom mit Fatigue und Polyneuropathie). Zudem wird die Art der ergotherapeutischen Maßnahme (z.B. motorisch-funktionelle oder sensomotorisch-perzeptive Behandlung, Hirnleistungstraining), die Behandlungsfrequenz und die Anzahl der Einheiten festgelegt. Mit dieser Verordnung können sich Patient:innen dann an eine zugelassene Ergotherapiepraxis wenden. Ergotherapie kann ambulant in Praxen, aber auch während eines stationären Krankenhausaufenthalts oder einer Rehabilitationsmaßnahme stattfinden.
Finden von spezialisierten Ergotherapeut:innen in der Onkologie
Nicht alle Ergotherapeut:innen haben spezifische Erfahrungen im Bereich der Onkologie. Da die Bedürfnisse von Krebspatient:innen komplex sein können, ist es sinnvoll, nach Therapeut:innen zu suchen, die über entsprechende Kenntnisse und Weiterbildungen verfügen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Therapeutensuche über Berufsverbände: Der Deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE) e.V. bietet auf seiner Website eine Therapeutensuche an, bei der nach Fachbereichen (z.B. Neurologie, Orthopädie – Onkologie ist oft nicht explizit gelistet, aber relevante Symptome fallen darunter) und Behandlungsschwerpunkten gefiltert werden kann.
- Nachfrage im Behandlungsteam: Die behandelnden Ärzt:innen, das Pflegepersonal im Krankenhaus oder in der onkologischen Praxis sowie die Mitarbeiter:innen von Krebsberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen können oft Empfehlungen für qualifizierte Praxen in der Nähe aussprechen.
- Rehabilitationskliniken: Viele onkologische Rehabilitationskliniken verfügen über eigene Ergotherapie-Abteilungen mit spezialisierten Therapeut:innen. Hier kann man sich nach ambulanter Weiterbehandlung erkundigen.
- Direkte Anfrage bei Praxen: Man kann auch direkt bei Ergotherapiepraxen anfragen, ob sie Erfahrung in der Behandlung von Patient:innen mit Krebserkrankungen und spezifischen Symptomen wie Fatigue oder Polyneuropathie haben.
Es lohnt sich, bei der Auswahl auf Therapeut:innen zu achten, die einen ganzheitlichen, klientenzentrierten Ansatz verfolgen und bereit sind, eng mit dem behandelnden Ärzteteam zusammenzuarbeiten.
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Liegt eine gültige ärztliche Verordnung für Ergotherapie vor, werden die Kosten für die Behandlung in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) übernommen. Patient:innen ab 18 Jahren müssen jedoch eine gesetzliche Zuzahlung leisten. Diese beträgt 10 Euro pro Verordnung plus 10 Prozent der Behandlungskosten pro Sitzung. Unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. bei Erreichen der Belastungsgrenze für Zuzahlungen) ist eine Befreiung von der Zuzahlung möglich.
Bei privat versicherten Patient:innen (PKV) hängt die Kostenübernahme vom jeweiligen individuellen Vertrag ab. Es ist ratsam, sich vor Beginn der Therapie bei der privaten Krankenkasse über die Erstattungsmodalitäten zu informieren. Grundsätzlich ist Ergotherapie als Heilmittel aber auch im Leistungskatalog der meisten privaten Kassen enthalten, sofern sie medizinisch notwendig und ärztlich verordnet ist.
Die Bedeutung der Zusammenarbeit im interdisziplinären Team
Die ergotherapeutische Unterstützung entfaltet ihre größte Wirkung, wenn sie nahtlos in das Gesamtbehandlungskonzept der Onkologie integriert ist. Eine enge Zusammenarbeit und regelmäßige Abstimmung im interdisziplinären Team sind daher entscheidend. Dazu gehören:
- Informationsaustausch: Ergotherapeut:innen sollten relevante Informationen über den Zustand, die Ziele und den Fortschritt des Patienten an die behandelnden Ärzt:innen und andere beteiligte Therapeut:innen weitergeben (Einverständnis des Patienten vorausgesetzt).
- Abstimmung der Therapieziele: Die Ziele der Ergotherapie sollten mit den übergeordneten Therapiezielen der onkologischen Behandlung und den Zielen anderer Disziplinen (z.B. Physiotherapie, Psychoonkologie) abgestimmt sein.
- Koordination von Maßnahmen: Interventionen sollten koordiniert werden, um Synergien zu nutzen und widersprüchliche Empfehlungen zu vermeiden (z.B. Abstimmung von Belastungssteigerung zwischen Physio- und Ergotherapie).
- Ganzheitliche Sicht: Der Austausch im Team ermöglicht eine umfassende Sicht auf den Patienten und seine Bedürfnisse, was zu einer besseren und individuelleren Unterstützung führt.
Patient:innen profitieren enorm, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und die Ergotherapie als integraler Bestandteil ihrer onkologischen Versorgung verstanden und genutzt wird.
Schlussfolgerung: Ergotherapie als wertvolle Säule in der onkologischen Versorgung
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Ergotherapie eine wertvolle und oft unverzichtbare Säule der modernen Therapie und Unterstützung in der Onkologie darstellt. Angesichts der vielfältigen körperlichen, kognitiven und psychischen Herausforderungen, mit denen Krebspatient:innen konfrontiert sind, bietet sie maßgeschneiderte, praktische Lösungen zur Bewältigung des Alltags. Durch ihren Fokus auf die Handlungsfähigkeit in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit trägt die Ergotherapie nachweislich dazu bei, die Selbstständigkeit zu fördern, belastende Symptome wie Fatigue oder kognitive Defizite zu managen und letztendlich die Lebensqualität der Betroffenen signifikant zu steigern.
Die Kernbotschaft lautet: Eine umfassende onkologische Versorgung beinhaltet heute weit mehr als die reine medizinische Behandlung. Sie schließt vielfältige Formen der Unterstützung ein, um den Menschen in seiner Gesamtheit gerecht zu werden. Die Ergotherapie ist hierbei ein zentraler Baustein, der Patient:innen befähigt, trotz der Krebserkrankung und ihrer Folgen aktiv zu bleiben, ihre vorhandenen Ressourcen zu nutzen und ihren Alltag bestmöglich zu gestalten. Sie hilft, die Brücke zwischen medizinischer Therapie und einem lebenswerten Leben zu schlagen.
Daher möchten wir Betroffene und ihre Angehörigen ermutigen: Erkennen Sie das Potenzial der Ergotherapie als wertvolle Unterstützung auf dem Weg durch die Krebserkrankung. Scheuen Sie sich nicht, diese Form der Therapie aktiv bei Ihren behandelnden Ärzt:innen oder im Behandlungsteam anzusprechen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die die Ergotherapie bietet, um Ihren Alltag zu erleichtern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was ist Ergotherapie in der Onkologie?
Ergotherapie in der Onkologie unterstützt Krebspatient:innen dabei, trotz krankheits- oder therapiebedingter Einschränkungen ihren Alltag möglichst selbstständig und zufriedenstellend zu gestalten. Sie fokussiert auf praktische Handlungsfähigkeit in Bereichen wie Selbstversorgung, Haushalt, Beruf und Freizeit.
Wie hilft Ergotherapie bei Fatigue (Erschöpfung)?
Ergotherapeut:innen vermitteln Strategien zum Energiemanagement („Pacing“). Dazu gehören das bewusste Einteilen von Aktivitäten, das Setzen von Prioritäten, die Anpassung von Tätigkeiten zur Energieeinsparung und die Strukturierung des Tagesablaufs, um Überforderung zu vermeiden und Aktivität zu ermöglichen.
Wie hilft Ergotherapie bei „Chemo-Brain“?
Ergotherapie bietet kognitives Training zur Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration sowie das Erlernen von Kompensationsstrategien. Dazu zählen der Einsatz von Gedächtnisstützen (Kalender, Notizen), Strukturierungshilfen (Checklisten) und Tipps zur Organisation des Alltags und zur Anpassung der Umgebung.
Benötige ich eine ärztliche Verordnung für Ergotherapie?
Ja, in der Regel benötigen Sie eine ärztliche Verordnung (Heilmittelverordnung, z.B. Muster 13) von Ihrem behandelnden Arzt (Onkologe, Hausarzt etc.), damit die Ergotherapie stattfinden und von der Krankenkasse übernommen werden kann.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Ergotherapie?
Bei Vorliegen einer ärztlichen Verordnung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Ergotherapie. Erwachsene müssen eine gesetzliche Zuzahlung leisten (10 Euro pro Verordnung + 10% der Behandlungskosten), von der man sich unter Umständen befreien lassen kann. Privatversicherte sollten die Kostenübernahme mit ihrer Kasse klären.